Ob Buchverlag, Fernsehanstalt oder Start Up – hier erfahrt ihr alles über unsere spannenden Eindrücke der facettenreichen Medienlandschaft Johannesburgs. Kaum in Joburg angekommen sind wir bei zahlreichen Unternehmen zu Gast.
Bücher - Ein Luxusgut in Südafrika
Wie Gesellschaft, Politik und die Medienwirtschaft in Südafrika zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen, wird uns bereits bei unserem ersten Unternehmens-Besuch bei Jonathan Ball Publishers bewusst. Jonathan Ball Publisher ist einer der führenden Herausgeber und Vertreiber englisch-sprachiger Bücher in Südafrika.
Nach einem herzlichen Empfang berichtet uns Sales Director Angela Thompson sehr offen über die Herausforderungen, denen sich der Verlag als auch die Gesellschaft gegenübersteht.
Jonathan Ball Publishers
In Südafrika tun sich zahlreiche Probleme auf, die den Buchmarkt und Unternehmen wie Jonathan Ball Publishers in besondere Weise beschäftigen. Bestseller wie Harry Potter oder Herr der Ringe, welche von JBP verlegt werden, umfassen lediglich 1000 Exemplare. Bei allen anderen Copy-Zahlen darüber hinaus handelt es sich bereits um Mega-Bestseller. Unvorstellbar geringe Zahlen, wenn man den deutschen Markt betrachtet.
Das liegt vor allem an den finanziellen Mitteln, die den Südafrikanern zur Verfügung stehen. Ein Buch gilt hier als Luxusgut. Und eine Familie steht vor der Entscheidung, sich zweimal zu überlegen, ob sie ihr Geld für ein Buch ausgibt. So stehen Bücher hier nicht "at the top of the shopping list." Dementsprechend sieht sich der Verlag einer großen Herausforderung gegenüber einen Markt abzubilden, auf welchem die Leute weder Geld noch Interesse am Lesen haben. Denn laut Angela sind die typischen südafrikanischen Leser "white English-speaking middle-class people and especially women."
Besuch bei Jonathan Ball Publishers
Sales Director Angela Thompson
Im Gespräch mit Angela Thompson
Einer Problematik welcher sich JBP gegenüber sieht, ist auch die Vielfalt an gesprochenen Sprachen in Südafrika. In dem Land werden 11 offizielle Sprachen gesprochen, wobei Englisch dominiert. Zwar lesen sehr viele Menschen in Südafrika gerne in Englisch, gleichzeitig ist es aber nicht möglich, mit englischen Publikationen ganz Südafrika abzubilden.
Was dazu beiträgt ist eine erschreckende Entwicklung, dass 78% der Kinder in Südafrika unter zehn Jahren nicht verstehen was sie in Englisch lesen. Ob man liest, entscheidet sich noch dazu sehr früh - nämlich mit genau zehn Jahren. Wer vor seinem 10. Lebensjahr nicht angefangen hat, Spaß an Literatur zu finden, wird das auch später nicht tun. Hier wird für uns alle deutlich, dass Schule und gerade lesen viel stärker von der Politik gefördert werden müsste.
Politik spielt neben den gesellschaftlichen Herausforderungen eine entscheidende Rolle im Buchmarkt. "We have books ready when someone dies“ erzählt uns Angela. Das zeigt schon, unter welchem politischen Klima sich der ganze Markt besonders in den vergangenen Jahren gegenübergesehen hat.
Der südafrikanische Buchmarkt steht aber nicht nur schwierigen Bedingungen gegenüber, sondern auch großen Chancen. So existiert in Südafrika noch nicht Retail-Riese Amazon und wird nicht als Bedrohung wahrgenommen. Diese günstige Gegebenheit müsste doch das Potential mitbringen, dass kleine Läden stärker davon profitieren! Doch dem ist eher nicht so. Die kleinen Buchläden sterben mehr und mehr aus. Umso mehr liegt die Hoffnung in der neuen Regierung, eine größere Masse an Menschen und besonders Kinder wieder ans Lesen heranzuführen.
Gruppenfoto mit Angela Thompson von JBP
Im Interview mit Angela Thompson erfahrt ihr mehr über die Bedingungen des südafrikanischen Buchmarkts.
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SABC - Südafrikas öffentlicher Sender
Die South African Broadcasting Cooperation (SABC) ist die öffentliche Radio- und Medienanstalt in Südafrika und wohl am einfachsten vergleichbar mit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ARD in Deutschland. Und obwohl Südafrika so weit entfernt von uns scheint, sind die Grundwerte, die das staatliche Medienunternehmen sich selbst vorgibt, dieselben: "Education, Information, Entertainment.“ Anders als in Deutschland wird der Sender nicht vollständig durch Gebühren finanziert, sondern erhält nur 3% finanziellen Zuschuss.
South African Broadcasting Corporation
Group CEO Nomsa Philiso gibt uns eine umfassende Einführung über die Geschichte und Entwicklung des Senders der vergangenen Jahren. Dabei wird deutlich, dass der südafrikanische Broadcaster ähnlichen Rechteproblemen gegenübersteht wie andere europäische Länder. Besonders Sportrechte sind in Südafrika mit hohen Preisen versehen. Daneben sind die technologischen Empfangsmöglichkeiten des Senders erstaunlich. Denn das digitale Programm, welches SABC produziert, wird an seine 44 Millionen Empfänger lediglich analog per Satellit ausgestrahlt, was den technologische Rückstand Südafrikas illustriert.
Group CEO Nomsa Philiso
Nach der Vorstellung des Unternehmens bekommen wir schnell zu spüren, wie gastfreundlich und herzlich die Südafrikaner sind. Es wird spontan noch eine umfassende Führung und ein Kennenlernen mit weiteren Funktionären organisiert. Die Führung durch den Sender, den Newsroom, die Studios erinnern immer wieder an Bekanntes aus Good Old Germany, wenn auch in Teilen etwas weniger modern.
Alles in allem wird klar, dass SABC seine überwiegend schwarzen Zuschauer über alle Altersgruppen noch erfolgreich erreichen kann und weniger mit sinkenden jungen Zuschauerzahlen zu kämpfen hat wie in Deutschland.
Gruppenfoto mit Nomsa Philiso
iAfrikan - Die Platform für „Technology“
iAfrikan ist eine unabhängige Online-Plattform, die Inhalte, Podcasts, Newsletter, Veranstaltungen und Publikationen über Afrikas aufstrebende Wissenschafts-, Technologie- und Innovationssektoren und deren Auswirkungen auf die Kultur, Wirtschaft und den Alltag auf dem Kontinent produziert.
CEO und Gründer Tefo Mohapi
Der nette und sympathische Gründer und CEO von iAfrikan, Tefo Mohapi, den wir treffen durften, berichtete uns sehr offen über die Probleme, welchen sie sich als Start Up Unternehmen gegenübersehen. Während in Cape Town eine sehr offene, sich austauschende Start Up Community herrschst - wie man sie vielleicht mit Deutschland vergleichen kann - versuchen in Joburg alle Neuunternehmer auf sich alleine gestellt, ihren Weg zu gehen.
Gruppenfoto mit iAfrikan
Mehr über ihre Erfahrungen und die Herausforderungen, welchen sich südafrikanische Start Ups gegenüber sehen, erfahrt ihr im Interview mit Tefo Mohapi.
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