Die taz ist ein unabhängiges und gemeinwohlorientiertes Medienhaus, das sich mit kritischem und freien Qualitätsjournalismus klar von ihrer Konkurrenz abhebt. Allerdings steht auch sie als überregionale Tageszeitung vor den Herausforderungen, die die Digitalisierung der Zeitungsbranche – die Umstellung von Print zu Digital – mit sich bringt. Durch die kontinuierlich sinkende Nachfrage im Printbereich muss sich die taz im Digitalgeschäft dem Kampf um die rege Aufmerksamkeit ihrer Leserschaft, sowie der geringen Zahlungsbereitschaft ihrer Rezipienten stellen. Doch der mediale Wandel ins Digitale ist für die taz nicht nur bedeutend, sondern überlebenswichtig und beruht nicht nur auf einem schlichten Tapetenwechsel, sondern auf dem wohlmöglich größten Umbau ihrer Geschichte.
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / PRAXISPROJEKTE
Auf der Suche nach dem besten Platz für die taz im Netz
Die taz möchte sich darauf vorbereiten, schon bald auf eine gedruckte Werktagsausgabe zu verzichten und das Netz als ihre Hauptbühne zu nutzen. Um sich dieser Herausforderung zu stellen und die Zukunftsfähigkeit der taz zu sichern, hat sich das Medienhaus das Ziel gesetzt, ihren Online-Auftritt zu stärken und ihre Attraktivität zu steigern. Dafür arbeitet die Tageszeitung bereits seit über zwei Jahren an einer ihrer wichtigsten Drehschrauben: Dem Relaunch ihrer Webseite – der taz im Netz. Und genau diese sollte auch der Ausgangspunkt unseres gemeinsamen Praxisprojektes sein.
Das Team der HMS, bestehend aus Lukas Beier, Emelie Böversen, Greta Hawighorst, Marie König und Suri Eisenbach hat sich in den Monaten Oktober bis Dezember 2022 dem Auftrag gewidmet, die taz bei dem Relaunch ihrer Webseite zu unterstützen. Dabei lag der Fokus auf einer qualitativen und quantitativen Analyse der digitalen Strategien erfolgreicher Verlagshäuser, die auf vier verschiedenen Untersuchungsaspekten beruhen sollte: Dem Aufbau, der Aktivität, dem Inhalt und der Nutzung verschiedener Webseiten.
Umfangreiche Datenarbeit als Grundlage unseres Projekts
Nachdem wir zum Projektauftakt das zuständige Team der taz – bestehend aus Chefredaktion und Produktentwicklung – kennenlernen durften und gemeinsam den Auftrag des Projekts final definiert haben, wurde uns schnell die damit einhergehende Herausforderung des Projektes bewusst. Abgesehen von der Komplexität, freie Slots in den unterschiedlichsten Terminkalendern unseres Teams zu finden, kristallisierte sich vielmehr heraus, dass dies ein sehr datengetriebenes und umfangreiches Projekt werden würde.
Dadurch, dass sich die Vielfalt unseres Teams allerdings nicht nur in unseren Kalendern, sondern auch in den vielseitigen Hintergründen und Expertisen jedes Einzelnen widerspiegelte, waren wir jedoch bestens darauf vorbereitet, uns dieser Problemstellung anzunehmen und eine passende Strategie auszutüfteln, die sich letztendlich bewährt hat. Die Kernarbeit, auf die es damit hinausgelaufen ist, kann in genau drei Punkten beschrieben werden: Wir haben Daten erhoben, Daten importiert und Daten angereichert, aber dabei vor allem eins – intensiv gelernt, mit Daten umzugehen.
Der Aufbau dieses reichhaltigen Datensatzes galt als Schlüssel zu unseren Ergebnissen. Die Daten mussten ausgewertet und nachvollziehbar aufbereitet werden, was eine unserer letzten Hürden darstellte. An dieser Stelle hat sich vor allem die Unterstützung unserer Projektbetreuung der HMS bewährt und gezeigt, wie viel Wert das Einholen von Feedback und Tipps von Außenstehenden sein kann.
Das große Finale in Berlin
Die End-Präsentation vor dem Kunden und unser damit verbundener Trip nach Berlin stellte zu guter Letzt das Highlight unserer Projektphase dar. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Team der taz durften wir nach mehr als zwei Monaten Arbeit nun endlich unsere Ergebnisse präsentieren und gemeinsam über mögliche weitere Handlungsstrategien für das Medienhaus diskutieren. Darunter verschiedene Quick-Wins, die bei dem Relaunch der taz im Netz berücksichtigt werden könnten, wie zum Beispiel der Einsatz spezifischer A/B-Tests und das weitere Vorgehen bei der Sammlung und dem Vergleich von Daten.
Im Großen und Ganzen hat unsere Präsentation gezeigt, dass es viele Strategien für einen erfolgreichen Online-Auftritt geben kann. Unser Fazit lautete also: Die taz kann und muss ihren eigenen Weg finden, der für sie, aber vor allem auch ihre Leserschaft funktioniert.
Auch wenn dieses Ergebnis auf den ersten Blick vielleicht ernüchternd scheinen mag, ist es dennoch eine wichtige Erkenntnis, auf der es sich aufzubauen lohnt. Und genau das hat auch die taz so gesehen:
"Was wir in der taz dank des HMS-Praxisprojekts gelernt haben: Es gibt keine golden bullet. Das eine Erfolgsrezept für die Website eines Medienhauses - es existiert nicht. Aber es gibt Vergleichbarkeiten, Anhaltspunkte und Kriterien, nach denen die taz sich am Angebot ihrer Mitbewerber messen kann, um dann ihren eigenen Weg zu finden. Die Studierenden der HMS haben auf beeindruckend professionelle Art für uns einen Datensatz erstellt, der uns bei der stetigen Anpassung unserer Digitalisierungs-Strategie noch sehr nützlich sein wird." - Ulrike Winkelmann, Chefredakteurin der taz
Wir sind sehr dankbar für die Zusammenarbeit, nehmen sowohl positive als auch verbesserungsfähige Lernerfahrungen mit auf unseren weiteren Weg und in unser nächstes Praxisprojekt und freuen uns schon bald die Veränderungen der taz von außen mitverfolgen zu können.
Geschrieben von Suri Eisenbach mit der Unterstützung von Greta Hawighorst
Korrektur gelesen von Emelie Böversen, Marie König und Lukas Beier
Projektteam: Emelie Böversen, Marie König, Greta Hawighorst, Lukas Beier, Suri Eisenbach