Mit Leas Lifehacks hat Lea Spraul als Praxisprojekt erfolgreich ihren TikTok-Kanal ins Leben gerufen, auf dem sie und verschiedene Expert*innen den Usern einfache, effektive, nachhaltige und fundierte Lifehacks für den Alltag vermitteln. Wir haben mit ihr über die Entwicklung des Kanals gesprochen.
Warum ein TikTok Kanal? Wie bist du auf die Idee gekommen?
Schon vor dem Seminar hatte ich einen TikTok-Kanal und habe dort ein bisschen herumprobiert, wie die App funktioniert und was man da so machen kann. Also habe ich zu verschiedenen Themen Beiträge hochgeladen. Ich hatte zum Beispiel ein Video über die Reinigung des Einspülfaches der Waschmaschine gemacht und das hat sehr gut funktioniert, was interessant war. Darum dachte ich mir, ich könnte gut einen neuen Channel erstellen, auf dem es primär um solche Dinge geht, denn auf meinem ersten Kanal habe ich erst einmal alles Mögliche ausprobiert. Das ist natürlich auch für den Algorithmus nicht das allerbeste, da man schon etwas konsistenter sein sollte, was die eigenen Themen betrifft. Das Thema hat mich ebenfalls interessiert, man kann sehr viel dazu machen und ich konnte mir gut vorstellen, dass es auf TikTok funktioniert. Denn das Klischee, dass sich auf TikTok nur tanzende Sechzehnjährige tummeln, stimmt so nicht und das sieht man eben daran, dass Videos zu Themen im Haushalt und im Alltag gut ankommen.
Wie bist du weiter vorgegangen von der Idee zur Realisation?
Das Praxisprojekt war der Anstoß für mich, den Kanal zu starten. Ich wollte von Anfang an nicht nur ein theoretisches Projekt konzipieren, sondern meine Idee auf jeden Fall auch wirklich umsetzen und den Channel starten. Dabei habe ich direkt geplant, den Kanal auch nach Hausarbeit und Präsentation weiterzuführen, wenn er gut laufen sollte.
Kurz vor dem Seminar ging es also bei mir los und auch das Arbeitsheft aus dem Seminar bei Nils hat mich gut vorangebracht. Dann habe ich angefangen, Videos zu produzieren, um in den ersten zwei Wochen dann täglich ein Video ausspielen zu können. Ich hatte dann zehn bis 14 Videos schon vorproduziert. Kurz vor der Präsentation habe ich angefangen, den Kanal zu bespielen – teils mit Videos, die ich allein gemacht habe, aber auch welche mit Expert*innen. So hatte ich zum Beispiel das Glück, dass die Stadtreinigung Hamburg direkt zugesagt hat und der Pressesprecher Zeit und Lust hatte, ein paar Videos mit mir zu drehen. Gleichzeitig habe ich auch eine Umfrage über meinen TikTok-Kanal ausgespielt, um abzuklopfen, was die Leute interessiert, was sie sehen wollen und wie das Ganze in ihre Gewohnheiten passt.
Musstest du dir auch noch extra Technik dafür kaufen?
Einen Teil des Equipments hatte ich schon und einen Teil habe ich gekauft. Hauptsächlich nutze ich das Smartphone und ein Stativ hatte ich auch schon. Dann habe ich aber zusätzlich noch ein kleines Mikro und ein kleines Licht gekauft. Denn den Stellenwert eines guten Tons, sollte man nicht unterschätzen. Zwar hätte ich auch eine Digitalkamera gehabt, für TikTok reicht aber in der Regel die Qualität des Handys aus, wenn man ein neueres Modell hat. Meistens habe ich am Computer geschnitten, da ich schon vorher ein Schnittprogramm hatte und da im Thema war, Duette oder Stitches habe ich aber in der App gemacht, weil es ja gar nicht anders geht.
Gab es Herausforderungen bei der Planung und Durchführung deines Projekts?
Die größte Herausforderung ist oft die Gewinnung von Expert*innen für einen TikTok Kanal, da viele TikTok noch nicht für voll nehmen, meinen Kanal nicht kennen oder sich nicht vor die Kamera trauen. Da waren die Rückmeldungen von möglichen Interviewpartner*innen recht unterschiedlich. Damit hatte ich gerechnet, aber die Zusammenarbeit mit Expert*innen ist sehr wichtig, um dem Kanal den journalistischen Hintergrund bieten zu können. Ein Freund hat dann mein Logo designt. Die Unterstützung und Vernetzung im Bekanntenkreis war sehr hilfreich. Über eine Freundin konnte ich glücklicherweise eine offizielle E-Mail-Adresse für Leas Lifehacks einrichten, damit meine Anfragen seriös wirken. Ich denke, damit kommt man dann etwas leichter durch.
Was waren für dich die Vorteile, das Ganze im Rahmen eines Seminars zu machen?
Der Hauptvorteil war einfach, einen Anlass zu haben, meinen Kanal zu starten, mich mehr damit zu beschäftigen und mich intensiv mit Zielgruppe und Werteversprechen auseinanderzusetzen. Auch der Austausch im Seminar und mit anderen war von Vorteil und das Feedback zur Idee, einfach um zu sehen, ob die Idee nur für einen selbst toll klingt oder ob andere sie ebenfalls gut finden. Ohne das Seminar hätte ich wahrscheinlich gar nicht den Anlass gehabt, das in dem Umfang so anzugehen.
Du hast den Kanal dann auch ganz erfolgreich gestartet und schnell recht viel Reichweite generiert. Was waren deine Hauptlearnings zu TikTok und dem Vorgehen ganz allgemein?
Vor allem habe ich mein Wissen, wie TikTok funktioniert, noch einmal erweitert und erfahren, dass man mit der Mischung aus relevantem Thema und guter Umsetzung, mit der Wahl der richtigen Musik, der richtigen Hashtags und ein bisschen Glück sehr schnell sehr viel erreichen kann, was ja zum Beispiel bei Instagram nicht mehr so leicht möglich ist. Das hatte ich zwar vorher vermutet, es war aber spannend, das Ganze einmal durchzuspielen und zu sehen, dass es tatsächlich funktionieren kann – Nutzwertjournalismus hat auch auf TikTok seine Zuschauer*innen. Ein bisschen hatte ich vorher unterschätzt, wie viel Arbeit es tatsächlich ist, sich so ein Konzept zu überlegen und alles zu planen und zu durchdenken. Das Ganze lohnt sich aber extrem, da man sich damit viel mehr Aufwand oder Fehler im Nachhinein erspart. Ein weiterer Tipp ist, einfach anzufangen und unterschiedliche Dinge auf TikTok auszuprobieren. Man muss nicht beim gleichen Schema bleiben, wenn man merkt, dass es nicht funktioniert, und kann einfach ausprobieren, was bei der Community gut ankommt. Man kann z.B. bei Trends, die zum eigenen Thema passen, mitmachen oder ausprobieren, ob es besser ist, wenn man im On zu sehen ist oder doch lieber nur zeigt, wie man etwas tut. Gerade das Trauen und das Ausprobieren von Dingen, darf man nicht vergessen bei dem ganzen Zielgruppe- und Formate-Überlegen. Und ein Stück weit findet sich die Zielgruppe ja dann auch selbst.
Wie lange braucht man denn für die Produktion eines TikToks?
Das kommt darauf an. Wenn ich zum Beispiel ein Video mit Expert*innen mache, kann ich in ein bis zwei Stunden schon Material für sechs oder sieben Videos drehen. Das hängt aber davon ab, wie routiniert die Gesprächspartner*innen vor der Kamera sind und ob sie die Inhalte für TikTok kurz und prägnant auf den Punkt bringen können. Jetzt mit der Masterarbeit habe ich gerade nicht so viel Kapazitäten für TikToks mit Expert*innen. Wenn ich Videos allein produziere, sind einfache Lifehacks wie „So bekommt ihr eure Teekanne wieder sauber“ nicht so aufwendig, weil ich einfach die Kamera bzw. das Handy mitlaufen lasse, während ich zum Beispiel etwas putze. Aber das Video zu steifer Wäsche war zum Beispiel schon aufwendiger, da ich dafür mehr recherchiert habe, zum Beispiel beim Umweltbundesamt. Daraus wurde schließlich auch ein längeres Video, weil ich mehr erklärt habe. Das kann schon mal einen halben Tag in Anspruch nehmen mit Recherche, Dreh und Schnitt – es kommt also auf das Thema an.
Hast du sonst noch Tipps für Leute, die jetzt ihren eigenen TikTok Kanal starten möchten oder auch für Kommiliton*innen, die im nächsten Jahr ihr Praxisprojekt starten?
Ich denke, es ist sehr gut, wenn man sich ein Praxisprojekt aussucht, auf das man wirklich Lust hat und das einen interessiert. Sucht euch ein Thema, das euch liegt und bei dem ihr Lust habt, ein bisschen auszuprobieren.
Für einen TikTok Kanal sollte man sich im Vorfeld schon mit der Plattform an sich beschäftigen und Zeit auf dieser verbringen, um zu wissen, wie sie funktioniert, wie die Dynamiken dahinter sind und wie sie sich von anderen sozialen Medien unterscheidet. Noch darf man auch nicht zu professionell Hochglanz produzieren für TikTok, es kommt zwar wahrscheinlich wieder auf das Thema an, aber von einem anderen Channel kenne ich das Problem, dass es auch zu professionell sein kann. Wahrscheinlich wird sich das in Zukunft auch ein bisschen wandeln, denn soziale Medien sind ja immer im Umbruch und ähnlich wie YouTube wird wohl auch TikTok irgendwann immer professioneller. Für einen journalistischen Kanal ist zudem das journalistische Handwerkszeug wichtig. Ich habe außerdem das Gefühl, dass es gut ankommt, Expert*innen in Videos einzubinden. Es zeigt sich dann auch in den Kommentaren, dass die Leute die Informationen der Expert*innen ernster nehmen.
Du hast TikTok schon im Vorfeld aktiv genutzt und dich sehr mit der Plattform beschäftigt. Selbst folgst du mit Leas Lifehacks aber keinem einzigen Kanal. Hat das einen bestimmten Grund?
Gerade am Anfang wollte ich dieses follow-for-follow vermeiden, damit mein Kanal wirklich organisch wächst und die richtigen Zielgruppen erreicht und dann ist das irgendwie so geblieben. Außerdem hat das Abo auf TikTok auch einfach nicht den Stellenwert wie auf anderen sozialen Plattformen. Mit meinen 13.000 Abonnenten habe ich Videos, die 1.000 Aufrufe haben, und Videos, die 300.000 Aufrufe haben. Wenn ich die App aufmache, lande ich auf der For-You-Page, die aber nur begrenzt etwas mit meinen Abos zu tun hat. Die Aufrufe meiner Videos kommen zudem zu über 90 Prozent von der For-You-Page und nicht von den Abonnent*innen. Auch bei meinem alten Kanal, über den ich tatsächlich Leuten folge, nutze ich trotzdem eigentlich nur den Feed der Für-dich-Seite und wechsle nicht extra in den Folge-ich-Feed.
Stimmt, mache ich genauso. Wie geht es jetzt weiter mit Leas Lifehacks? Was hast du da für Pläne oder Ziele?
Meine Masterarbeit dreht sich um TikTok und es kommen demnächst neue Videos mit Expert*innen auf meinem Kanal. Gerade bin ich dabei, diese zu kontaktieren. Nach der Masterarbeit möchte ich dann noch öfter Videos posten. Das Themengebiet ist einfach vielfältig. Ich möchte in Zukunft auf jeden Fall weitermachen und vermehrt Videos mit Fachleuten drehen.