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DIGITALER JOURNALISMUS

DJ-Alumna Marlene Borchardt über die Erstellung ihres eigenen Blogs

DJ Alumna Marlene Borchardt

Marlene Borchardt ist seit 2019 Absolventin unseres berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Digitaler Journalismus“, arbeitet beim HHLab von NOZ Digital als Expertin für Audience Development und hat nun während ihrer Elternzeit ihren eigenen Blog „Zuckerzeit Typ 4“gestartet. Im Interview erzählt sie uns von der Idee und der Entstehung ihres Blogs und gibt außerdem einige Tipps, was es dabei zu beachten gibt.

Marlene, während deiner Elternzeit hast du den Blog www.zuckerzeittyp4.de ins Leben gerufen. Wie kam es dazu
?
Marlene Borchardt
: Während meiner zweiten Schwangerschaft wurde bei mir Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Das war am Anfang ein ziemlicher Schreck für mich – nicht nur die Krankheit an sich, sondern auch, dass der gesellschaftliche Blick darauf teilweise stark stigmatisiert ist, als ob man etwas falsch gemacht, sich nicht gut ernährt oder zu wenig Sport gemacht hat. Dabei können die Ursachen ganz unterschiedlich und zum Beispiel auch genetisch bedingt sein. Dazu kam dann natürlich noch die Sorge um das Baby und das in einer Zeit, in der viel los war: Es war April 2020, der erste Lockdown, alle saßen zu Hause im Home-Office, und ich musste mich um ein Kleinkind kümmern und schauen, wie ich mich jetzt ernähre, um die Schwangerschaftsdiabetes in den Griff zu bekommen. Es gibt zwar sehr viele Informationen, dennoch ist man ziemlich auf sich gestellt und muss viel auf eigene Faust recherchieren. Zum Glück hatte ich eine liebe Hebamme und alle zwei Wochen einen Termin in einer Spezialpraxis wegen der Diabetes. Dann habe ich angefangen, mit anderen Betroffenen zu sprechen. Viele fühlten sich nach der Diagnose plötzlich in eine Schublade gesteckt und ein wenig aus der „schönen Schwangerschafts-Bubble“ ausgegrenzt. Deshalb wollte ich einen neutralen Raum schaffen, in dem man die Informationen findet, die man braucht, ohne bewertet zu werden; wo man auf Augenhöhe aufklärt wird und bei Unsicherheit nachschauen kann und sich aufgehoben fühlt; wo Evidenzen, aber auch Gefühle ihren Platz finden. Das Ganze wollte ich natürlich so gestalten, dass es auch optisch ansprechend ist.

Wie bist du weiter vorgegangen und welches Ziel verfolgst du mit deinem Blog?

Marlene
: Zunächst habe ich viele Interviews geführt, mit Gynäkologinnen, Diabetes-Beraterinnen, Still-Beraterinnen und Menschen, die sich mit Sport auskennen. Interessant war, dass viele der Meinung waren, es brauche mehr an Aufklärung, denn viele Frauen seien mit der Situation erst einmal überfordert. Schwangerschaftsdiabetes hört zwar nach der Geburt auf, aber es ist eine Erkrankung, die ernst zu nehmen ist. Denn in den nächsten Jahren hat man ein höheres Risiko an Diabetes Typ II zu erkranken. Die Fälle von Schwangerschaftsdiabetes steigen rasant, was auch daran liegt, dass seit 2012 jede Frau darauf getestet wird, außer sie möchte es explizit nicht. Das Thema ist also sehr relevant und ich fände es schön, wenn zuckerzeittyp4.de gut aufgenommen wird. Es ist eine Plattform, auf der Frauen sich weiter informieren können. Das war das, was mir in meiner Situation gefehlt hat, und ich hatte noch recht gute Voraussetzungen: Als Journalistin kann ich gut recherchieren, bei ÄrztInnen frage ich nach, solange bis ich es verstehe und kenne mich auch mit Ernährung aus. Diese Privilegien hat einfach nicht jede.

Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen und wie viel Zeit investierst du in deinen Blog?

Marlene
: Momentan stecke ich schon an die zehn Stunden Arbeit in der Woche in meinen Blog und den dazugehörigen Instagram-Kanal. Ich probiere (für mich) neue Formate aus, neuerdings auch Reels. Seit Februar ist die Seite online. Mittlerweile hat auch meine Arbeit beim HHLab wieder begonnen. Manchmal bekomme ich Instagram-Nachrichten mit konkret medizinischen Fragen. Selbst wenn ich Ärztin oder Diabetologin wäre, wäre es unseriös, per Direktnachricht zu beraten, und ich bin eben nur eine Journalistin, die Informationen zusammenträgt und dabei zum Beispiel auch emotionale Aspekte mit einbringt. Das zu transportieren und transparent zu machen ist mir ganz wichtig. Viele Frauen haben zum Beispiel in den Interviews gesagt, sie hatten plötzlich Angst, Kohlenhydrate zu sich zu nehmen oder generell zu essen. Diese Ängste vor dem Essen oder der Informationsflut möchte ich nehmen, indem die Frauen die Fakten dann besser beurteilen und einsortieren können.

Konntest du beim Aufbau deines Blogs auch von deinem DJ-Studium profitieren?

Marlene
: Am meisten profitiere ich vom Netzwerk aus dem Studium. Mit den ehemaligen Kommiliton*innen kann ich mich austauschen, sie verstehen, wovon ich rede, und einige redigieren sogar meine Texte mit. Inhaltlich hat mein Wissen, wie man ein eigenes Medienprojekt aufbaut, auch geholfen, aber das Beste ist das Netzwerk. Ansonsten profitiere ich auch in meinem Job beim HHLAb, wo ich für das Audience Development zuständig bin und unter anderem Nutzerbefragungen durchführe, von meinem Wissen aus der HMS-Zeit: Mit Nutzer*innen in Kontakt zu bleiben, die Dinge nicht zu starr zu sehen, sondern agil zu sein und zu überlegen, wo sich das Ganze hin entwickeln kann. Gerade dieses Ausprobieren haben wir auch im Studium gelernt. So kann ich das, was mir schwangere Frauen, Gynäkologinnen oder Hebammen erzählen, so aufbereiten, dass es zum Schluss für alle einen Mehrwert bietet.

Apropos Mehrwert - hast du zum Schluss noch einen Tipp zur Erstellung eines eigenen Blogs und vielleicht auch einen Tipp für unsere Studierenden?

Marlene
: Ich denke, für einen journalistischen Blog ist ein Nischenthema sehr vorteilhaft. Außerdem muss man sich überlegen, wo man langfristig hinmöchte, denn es kostet Zeit und Geld. Wer da am Anfang nicht so viel investieren möchte, kann vielleicht erst einmal nur mit einem Kanal wie zum Beispiel Instagram anfangen und nach und nach aufstocken, wenn das Konzept funktioniert. Auch im Job ist das Ausprobieren immens wichtig, finde ich. Ein Thema klein anzufangen und dann auszuprobieren, ob es bei der Zielgruppe ankommt spart Zeit, Geld und auch Nerven. Und das Beste: Neue Ideen, Formate und Tools auszuprobieren macht auch noch richtig Spaß.
Mein Tipp für Studierende ist: Nutzt die Zeit mit euren Kommiliton*innen, knüpft neue Freundschaften und bleibt auch mit den Dozent*innen in Kontakt. Das ist es, was die HMS so wertvoll macht: Dass man wirklich mit tollen Leuten zusammengeworfen wird – und davon hat man lange etwas.