Mit einer der besondersten Faktoren der Hamburg Media School sind die Praxisprojekte, die im zweiten MBA-Jahr in Zusammenarbeit mit diversen Medienunternehmen entstehen. Dabei bekommen wir HMS-Studenten die Möglichkeit, in kleineren Gruppen Medienprojekte und -innovationen zu planen und zu realisieren.
Erstmals in unserem fünften Term stand uns als eines der Praxisprojekte das Prototyping Lab zur Auswahl, eine Zusammenarbeit mit nextMedia.Hamburg. Das besondere daran: innerhalb des Labs gab es einzelne Projekte, an denen nicht nur unterschiedliche Unternehmen, sondern vor allem auch Studenten anderer Hochschulen beteiligt waren. Regina, Janis und Kasra arbeiteten im Prototyping Lab in verschiedenen Teams mit jeweils drei Informatikstudenten der Universität Hamburg und der FH Wedel zusammen und erzählen von ihren Erfahrungen.
Ein Praxisprojekt der anderen Art: Das Prototyping Lab
Künstliche Intelligenz
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass das Prototyping Lab stattfindet, zum ersten Mal war jedoch die HMS dabei. In diesem Jahr war das große Oberthema „künstliche Intelligenz“ (KI). Die Unternehmenspartner Spiegel, Bauer und N-JOY haben jeweils ihre eigene Challenge mitgebracht, die die Studenten mit Hilfe ihres Management-Geschicks und ihres Informatik-Könnens zu lösen hatten. Und das lief besser als erwartet, was sich bei der finalen Präsentation der Prottypen vor allem bei den Unternehmen bemerkbar machte. Sie waren fasziniert davon, was die Gruppen innerhalb von drei Monaten auf die Beine gestellt hatten.
Team Spiegel - mehr als ein AdBlocker
Das Team um Janis beschäftige sich damit, eine Lösung zu finden, um mit Hilfe künstlicher Intelligenz Werbungen mit betrügerischen Inhalten (z.B. „EU-Führerschein kaufen ohne Prüfung“) von der Spiegel-Webseite zu blockieren.
Das Problem: Negative Werbung wird oftmals mit dem Betreiber der Seite in Verbindung gebracht, obwohl dieser gar nicht verantwortlich für die ausgespielt Werbung ist. Vielmehr entscheidet sich auf einer Auktionsplattform in Millisekundenintervallen, welche Werbeanzeige wem als Nächstes ausgespielt wird. Per se hat der Seitenbetreiber - in diesem Fall der Spiegel - keinen Einfluss darauf.
Das weiß aber nicht jeder, und so bekommt der Spiegel z.B. Briefe mit ausgedruckten Screenshots dieser Fraud Ads, mit der Bitte diese Anzeigen nicht auszuspielen etc. Im Prototyping Lab ist nun eine mögliche Lösung entstanden, die anhand von Metadaten- und Bildanalyse durch eine KI betrügerische Werbeanzeigen auf der Spiegel-Webseite zuverlässig erkennen und für zukünftige Ausspielungen blockieren soll. Da das sehr kompliziert zu erklären ist und bei Testläufen wohl schon sehr gut funktioniert hat, bleibt nur zu sagen: Chapeau!
Team Bauer - Neue Foodtrends und eine unstrukturierte Rezeptdatenbank
Regina und das House of Food des Bauer-Verlags kennen sich mit Food und gesunden Rezepten aus, ihre Teamkollegen mit Programmierung und künstlicher Intelligenz. Eine gute Mischung also, um ein bisschen Ordnung in die 50.000 Rezepte umfassende Chaos-Datenbank von Bauer zu bringen.
Bauer arbeitet seit vielen Jahren mit einer Datenbank, die über die Zeit mehr oder weniger gut gepflegt wurde. Die alte Struktur erlaubte es nicht, nach neuen Food-Trends (wie etwa vegan, glutenfrei, paleo und Co.) zu suchen. Und so entwickelte das Team eine Datenbank und künstliche Intelligenzen, die die Suche nach Rezepten und entsprechenden Bildern anhand bestimmter Merkmale möglich macht.
Das Ergebnis: Neue Suchfunktionen ermöglichen etwa die Suche nach Food-Trends, Gerichten, Nährstoffen und Ernährungsformen. Gleichzeitig können die Bilder nach bestimmten Farben durchsucht werden und ein neuronales Netzwerk wurde darauf trainiert, zu erkennen, ob sich Gesichter oder Hände auf den Bildern befinden. Eine Reverse Image Search ermöglicht es, ähnliche Bilder zu einem bereits vorhandenen Bild zu suchen. Zudem wurde ein eigenes Tool zur Nährwertberechnung entwickelt. Das Feedback in der Abschlusspräsentation machte deutlich: der Prototyp und seine Funktionen haben großes Potential und können den Redaktionsalltag enorm erleichtern.
Team N-JOY - das Musikorakel
Die Musikauswahl im Radio ist immer so eine Sache: man kann selten genau den Song hören den man mag und auf den man gerade Lust hast. Der Radiosender weiß aber erst Wochen später durch Marktforschung, welcher Song wie gut angekommen ist. N-JOY dachte sich, „das können wir ändern“ und so entstand im Team um Kasra eine Music Prediction Machine.
KI braucht ja immer Daten, um lernen zu können - in diesem Fall auch Musikdaten. Damit das Ganze also auch funktioniert, musste erstmal ein Musikanalysator werden, mit dem Musikdateien auf ihre Merkmale ausgelesen werden können. Die KI findet dann anhand dessen Gemeinsamkeiten von neuen Songs und alten Titeln, die von der Zuhörerschaft gut bewertet worden sind und stuft ein, wie gut ein neu erschienener Song wahrscheinlich bei den Hörern ankommen wird. So wird die Musikredaktion bei die Entscheidung unterstützt, ob er einen bestimmten neuen Song in die Rotation platziert oder nicht. Es gibt viele zu analysierende Merkmale, die zum Teil auch das subjektive menschliche Empfinden widerspiegeln sollen und viele Faktoren, die bei der Bewertung zu beachten sind. Ein erster Test sah schon vielversprechend aus. Bravo!
Fazit
Die Unternehmen waren überaus überrascht, dass tatsächlich funktionierenden Prototypen im Rahmen des Labs entstanden sind. Sie haben eher Strategien, Ideen und Produktskizzen erwartet und sind nicht davon ausgegangen, dass innerhalb des kurzen dreimonatigen Projektzeitraums solche Produkte realisierbar waren. Und auch wir Studierenden waren sehr angetan von dem Tapetenwechsel durch das Prototyping Lab.
Janis: „Durch das Prototyping Lab hatte ich die Möglichkeit meine Erfahrungen in ein interdisziplinäres Team einzubringen. Für das erste Praxisprojekt in unserem Studiengang war das Prototyping Lab ein eher ungewöhnliches, aber mein persönliches Ziel war es aus meiner Komfortzone im Umfeld der HMS rauszugehen und diese einmalige Chance zu nutzen. Die Zusammenarbeit in unserem Team bestehend aus Studierenden der FH Wedel, Uni Hamburg und Hamburg Media School sowie natürlich den Beteiligten beim Spiegel Verlag verlief ohne Probleme. Natürlich gab es auf dem Weg zum fertigen Prototypen immer wieder neue Schwierigkeiten und Challenges, aber meiner Meinung nach ist dies ein wesentlicher Teilprozess und gehört zu diesem sehr praxisnahen Case dazu. Die Aufteilung der verschiedenen Challenges verlief ohne Probleme, da Regina und Kasra Interessen in den Gebieten Ernährung und Musik haben. Für mich war dies perfekt, denn ich sehe mich und meine Interessen verstärkt im Bereich des Online Marketings, worauf dann die Challenge drei beim Spiegel perfekt gepasst hat.“
Regina: „Für mich war das Prototyping Lab eine ganz tolle Erfahrung. Ich konnte mich zum einen mit einer wirklich spannenden Aufgabenstellung eines Medienunternehmens befassen und zum anderen mit Studierenden der Uni Hamburg und der FH Wedel zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit im Team und der Austausch mit den Unternehmen lief reibungslos und so konnten wir in kürzester Zeit einen funktionalen Prototypen erstellen. Da ich selbst Ernährungsberaterin bin, hat es mich mit dem House of Food und dem Thema Ernährung gut getroffen und ich hatte viel Spaß bei der Aufgabe.”
Kasra: „Es war wie ein glücklicher Zufall, dass ich im Team N-JOY neben meinem Management-Wissen aus dem Studium meine musikalischen Kenntnisse für die Songanalysen mit einbringen konnte. Außerdem war es eine tolle Erfahrung mal mit ganz anderen Menschen, die völlig andere Kompetenzen haben und die ich vorher überhaupt nicht kannte, zusammenzuarbeiten und zu sehen, das man tatsächlich gemeinsam etwas geschaffen hat, das mehr als nur der Rede wert ist.“