HMS - BLOG

DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT

Ein Trimester Down Under

von SINA HILKER am 03.11.2015

Australien lockt Europäer vor allem aufgrund seines guten Wetters, der Backpacker-Szene, seiner im Trend liegenden Städte und der unschlagbar schönen Natur – aber auch für einen Studienaufenthalt lohnt sich die weite Reise ans andere Ende der Welt.
Campus 610x457

Der allmorgendliche Anblick bei Betreten des Campus

Mittlerweile ist es ja fast schon eine Tradition: Ein Studierender aus jedem Medienmanagement-Jahrgang verbringt das vierte Trimester an der australischen Bond University. Und warum? Weil die Wiederkehrer so begeistert sind, dass ihre Empfehlungen geradezu ernst genommen werden müssen. Da ich unbedingt noch einmal an einer englischsprachigen Universität studieren wollte, bin ich dem Rat gefolgt und damit in diesem Jahr an der Reihe, vier Monate an der australischen Gold Coast zu verbringen. Auch wenn erst die Hälfte meines Aufenthalts vorbei ist, werde auch ich zweifelsfrei zu denjenigen gehören, die den zukünftigen Jahrgängen ein Auslandstrimester an der Bond wärmstens empfehlen – die Begeisterung über das Leben und Studieren hier, am so oft zitierten anderen Ende der Welt, klingt sicherlich auch in den folgenden Zeilen durch:

Was es bedeutet, an der Bond zu studieren

Untertauchen geht nicht – in meinem größten Kurs sitze ich mit knapp 20, in meinem kleinsten mit nur drei anderen Studierenden. Da fällt es schwer, sich einmal für ein paar Minuten zurückzulehnen. Mit maximal 25 Studierenden pro Seminar hat die Bond eine klare Grenze was die Größe ihrer Veranstaltungen angeht. So haben Dozenten die Möglichkeit, Studierende mit Namen zu kennen und Noten für die Beteiligung am Unterrichtsgeschehen zu vergeben. Letzteres ist hier durchaus üblich und macht einen wesentlichen Teil der Gesamtnote für die Veranstaltung aus. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass man viel aus den Seminaren mitnimmt und durch die persönliche Beziehung zum Dozenten, der wie in der englischsprachigen Welt üblich natürlich auch beim Vornamen genannt wird, jederzeit Unterstützung und Ratschläge erhält.

Wie schon aus der HMS bekannt, geht es auch hier viel um die praktische Anwendung von Gelerntem und Dozenten waren häufig mehrere Jahre in der freien Wirtschaft tätig. Die Seminare bauen zu großen Teilen auf der Umsetzung eigener Projekte und auf zahlreichen Case Studies aus der Wirtschaftswelt auf. So ist es nicht verwunderlich, dass es auch den einen oder anderen Field Trip gibt, bei dem es uns unter anderem in die großen Shopping Malls und an den Strand geführt hat. Ausschließlich um die Vermarktung und Positionierung der beiden Gegenden im Vergleich zu Wettbewerbern zu analysieren, versteht sich. Und da man dabei durchaus denken könnte, dass es an der australischen Uni locker und entspannt zugeht, sei gesagt, dass dieser Eindruck tatsächlich täuscht. Die Dozenten verlangen nicht nur stetige Mitarbeit, sondern ebenso aufwendige Vor- und Nachbereitung der Kurse sowie arbeitsintensive Assignments. In der Regel stehen zusätzlich pro Kurs zwei Klausuren auf dem Programm. Der ansonsten so entspannte „Laid Back-Lifestyle“ der Australier kommt an der Bond also eher weniger zum Tragen. Auch das Leben außerhalb der Uni richtet sich so recht häufig nach dem am Anfang des Semesters ausgehändigten 14-Wochen-Trimesterplan, dessen Struktur sich auf die gesamte Freizeitgestaltung überträgt – so ist es unter Studierenden üblich bei privaten Planungen von der Party an Wochenende 7, dem Ausflug in Woche 10 und dem Event in Woche 12 zu sprechen.
Fieldtrip 610x457

Bearbeitung der Marketing-Case Study vor Ort: Welche Positionierung optimiert die Marke Palm Beach?

Der wunderschöne Campus macht es einem jedoch leicht, in den stressigen Phasen viel Zeit in der Uni zu verbringen. Für insgesamt nur um die 5.000 Bondies, wie sich die Studierenden nennen, ist er extrem groß und super ausgestattet – von einem Fitnessstudio, über eine eigene Bar, Convenience Stores, einen Olympic Swimming Pool, einer zur Tages- und Nachtzeit geöffneten Bibliothek, bis zu einem Reisebüro ist alles vorhanden, das einmal von Nutzen sein könnte.
Campus 2 610x457

Auf ihren Campus sind die Bondies stolz – völlig zu recht

Was es bedeutet, an der Gold Coast zu wohnen
Autofahrer fahren auf der „falschen“ Seite, Lichtschalter und Schlösser müssen in eine andere Richtung betätigt werden, es ist Frühling im Oktober, Türen gehen in eine andere Richtung auf – ja, es ist vieles anders hier als in Deutschland. Aber bei gut 15.000 Kilometern, die die beiden Länder trennen, ist das ja auch nicht besonders verwunderlich. Und in Anbetracht der Entfernung sind die Unterschiede dann doch auch wieder ziemlich gering. Das, was wahrscheinlich den größten und zugleich angenehmsten Unterschied darstellt, ist die Mentalität der Australier: Egal wann, wo und in welcher Situation man auf sie trifft, sie begegnen einem mit Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit. Ob im Geschäft, im Bus oder in der Bibliothek, selten geht man wieder ohne ein nettes kurzes Gespräch geführt zu haben. So scheint kaum ein Problem wirklich unlösbar – aber wirkliche Probleme kommen in dem Land, dessen allgemein anerkanntes Lebensmotto „no worries“ lautet, sowieso eher selten auf.

Sonne satt sowie hohe Temperaturen tragen selbstverständlich dazu bei, dass man hier eine tolle Zeit verbringt. Steigen die Temperaturen mal zu sehr in die Höhe, lässt es sich fast nur noch am Strand oder an den Pools, die in jeder Wohnanlage vorhanden sind, aushalten. Weil es abends aber sogar im Sommer schon früh dunkel wird und mittags die Sonne knallt, fängt das Leben der Australier schon sehr früh morgens an. Um 6:30 Uhr vor einem ausgebuchten Sportkurs zu stehen, ist so keine Seltenheit. Generell spielt Sport eine riesige Rolle im Alltag der Gold Coast-Bewohner. Am Strand sind kilometerlange Radwege und Trimm-Dich-Pfade vorhanden, die Gyms sind stets voll belegt und auch das Sport-Angebot der Bond lässt an nichts mangeln. Sehr gut besonders für die Internationals, die versuchen, den Kalorien des etwas ungesünderen australischen Essens entgegenzuwirken.

Neben der Angst vor unnötigen Kalorien herrscht bei den meisten vor allem Eines: Respekt vor der Tierwelt. Aus allenRichtungen schallte es zu Beginn, es sei unbedingt Vorsicht vor Spinnen, Schlangen, Haien, Quallen, Krokodilen etc. an den Tag zu legen. Aber das einzige, von dem sich die Bondies wirklich in Acht nehmen, sind Vögel. Die sogenannten australischen Magpies haben es in ihrer Nistzeit tatsächlich auf all diejenigen abgesehen, die zu nah an ihrer Nester kommen, und stellen so den einzigen Grund zur Beunruhigung dar, wenn man durch den Ort spaziert.