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MEDIA INNOVATION PROGRAM

Fünf Fragen an Daniela Späth

Daniela Spaeth

Daniela Späth ist Projektleiterin im DW Lab. Die Journalistin beschäftigt sich daher täglich mit Innovationen und Medientrends. Ein Zukunftsthema der Branche ist für sie das Metaverse. Sie sieht aber auch in TikTok einen immer noch extrem wachsenden Markt mit viel Potenzial für den Journalismus. Aktuell arbeitet die JIP-Teilnehmerin an einem Twitchformat für junge Menschen in den USA und hat in dem HMS-Programm hilfreiche Methoden dafür gelernt – etwa zur Vorbereitung und Durchführung von „Usertesting“. Die Learnings des JIP werden ihr auch bei ihren nächsten Projekten helfen, sagt sie.

Daniela, du arbeitest im Lab der Deutschen Welle (DW) – Innovationen sind sozusagen deine täglichen Begleiter. Was ist deiner Meinung nach der heißeste Medientrend?
Tatsächlich beobachten wir im DW Lab ständig die neusten Entwicklungen am Markt. Einen einzigen Trend herauszugreifen, ist gar nicht so einfach. Für mich gibt es derzeit mehrere spannende Bereiche. Zum einen haben wir mit TikTok einen zwar nicht neuen, aber trotzdem immer noch extrem wachsenden Markt, der viel Potenzial auch für Medien bietet. Zum anderen ist Live-Streaming bei den Nutzer:innen aktuell extrem gefragt. Das sehen wir etwa bei der Plattform Twitch, aber auch bei YouTube oder Twitter Spaces. Ich freue mich aber vor allem auf das nächste große Zukunftsthema Metaverse.

Was sind Eure Ziele im DW Lab?

Mit dem DW Lab verfolgen wir vor allem drei Ziele: Wir wollen erstens mit neuen Technologien und Plattformen experimentieren. Da geht es uns vordergründig nicht darum, Reichweite zu erzielen oder neue Zielgruppen zu erschließen, sondern eine Plattform oder Technologie kennenzulernen. Wir wollen testen, verstehen, durchdringen. Dann fragen wir uns im nächsten Schritt: Hat die Plattform Potenzial für uns und wenn ja, welche Zielgruppe können wir damit ansprechen? Die zweite Aufgabe des Labs besteht darin, Redaktionen dabei zu unterstützen, neue Ausspielwege zu erschließen, wie zum Beispiel TikTok. Das ist zwar keine neue Plattform, ist aber neues Terrain für viele Redaktionen. Wir helfen dann beim Aufsetzen eines Kanals und unterstützen bei der Entwicklung von funktionierenden Redaktions-Workflows. Drittens geht es um Wissenstransfer – wir geben Workshops oder auch Impulsvorträge zu Trends und Technologien, um unser Wissen weiterzugeben. Das machen wir intern wie extern. Unsere verschiedenen Aufgaben und Ziele greifen sozusagen immer ineinander.

Wenn du dir eine Plattform für ein journalistisches Projekt aussuchen könntest, welche wäre es?

Das kommt total auf die Zielgruppe an – und für welche Region, die Deutsche Welle ist ja in vielen Ländern vertreten. TikTok ist für mich eine Plattform mit einem Riesenpotenzial, junge Menschen zu erreichen. Das Wachstum ist immer noch extrem hoch. Im zweiten Schritt muss man sich aber fragen, ob TikTok die richtige Plattform für das Land ist, für das man ein Produkt entwickelt. Will heißen: Vielleicht gibt es auch Gebiete, bei denen es sich eher lohnt, auf Snapchat statt auf TikTok zu setzen. Es steht und fällt also mit der Zielgruppe und der jeweiligen Nutzung der Plattformen im jeweiligen Zielgebiet. Wenn ich ganz persönlich wählen dürfte, dann würde ich gerne ein journalistisches Produkt für "das Metaverse" entwickeln, egal ob für Horizon World oder für eine Blockchain basierte Spieleplattform wie Sandbox. Aber da brauchen wir vielleicht noch etwas Geduld, das steckt noch in den Kinderschuhen.

Wenn sich Journalist:innen mit Innovationen und Trends beschäftigen, spielen da oftmals auch neue Technologien mit hinein. Ist technisches Know-how künftig für Medienschaffende nötig?

In digitalen Produkten liegt die Zukunft des Journalismus. Daher ist es sinnvoll, zumindest ein Verständnis für Technik zu haben, da alle digitale Produkte – je nach Plattform – einen mehr oder weniger großen Anteil an Technik beinhalten. Das heißt aber nicht, dass Journalist:innen plötzlich Technikexpert:innen sein müssen. Die „Eierlegende Wollmilchsau“, also jemand, der jegliches Wissen mitbringt, braucht es im Journalismus nicht. Denn die richtige Expertise lässt sich auch dazukaufen, falls sie nötig wird. Aber ein technisches Grundverständnis ist hilfreich, um Dinge schneller zu verstehen und besser zu durchleuchten.

Warum hast du dich für das JIP beworben? Was möchtest du durch deine Teilnahme erreichen, verbessern oder auch auf den Weg bringen?

Für mein Projekt – die Entwicklung eines Twitchformats für junge Menschen in den USA – habe ich methodisches Handwerk benötigt – und dieses durch das JIP vollends bekommen. Vor allem für die Vorbereitung und Durchführung von „Usertestings“ konnte ich viel mitnehmen und so mein eigenes Projekt voranbringen. Sehr bereichernd finde ich die vielen Perspektiven durch die anderen Teilnehmer:innen und die Coaches. Es ist extrem interessant, zu sehen, welche Herausforderungen andere haben – und dass man manchmal sogar die gleichen hat. Ich habe super viel gelernt – auch für die nächsten Projekte. Jetzt weiß ich, wie ich es von Anfang an richtig angehe.

Nachtrag:

Das Twitchprojekt ist mittlerweile beendet. Wir haben Daniela gefragt, wie es gelaufen ist. Das ist ihre Antwort:
Daniela: Das Twitch-Projekt lief aus vielerlei Hinsicht vielversprechend: Unser Hauptziel war es, uns mit der Plattform vertraut zu machen, mit ihren verschiedenen Features zu experimentieren und dabei viel zu lernen. Darüber hinaus haben wir fast alle KPIs, die wir uns selbst auferlegt hatten, übertroffen. Allerdings haben wir auch festgestellt, dass es relativ aufwendig ist, einen qualitativ hochwertigen Twitch-Kanal mit regelmäßigen Livestreams auf die Beine zu stellen. Wer sich für unsere „Lessons Learned“ interessiert, kann sie gerne hier nachlesen: https://innovation.dw.com/articles/dw-news-hangout-lessons-learned-on-twitch