Helena Mohr ist Referentin für Personalentwicklung und unterstützt das Team im Zentralbereich Personal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung GmbH seit 2018. Nachdem sie zu Beginn hauptamtlich die Auszubildenden und Trainees betreute, steht sie mittlerweile allen Kolleg*innen aus Redaktion und Verlag bei Fragen rund um das Thema Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Seite. Außerdem wirkt sie in verschiedenen, abteilungsübergreifenden Projekten mit und unterstützt so beim Prozess der digitalen Transformation.
Nach einer Ausbildung zur geprüften Handelsassistentin im Einzelhandel in Würzburg, zog es sie 2007 nach Hamburg und anschließend nach Leipzig. Dort studierte sie Medien- und Kommunikationswissenschaft und arbeitete anschließend in der Erwachsenenbildung im Medienumfeld. Nach „irgendwas mit Medien“, ging sie 2016 nach Regensburg, um „irgendwas mit Menschen“ zu machen. Mit dem Abschluss des Masters Human Resource Management in der Tasche, folgte der Umzug in die Bankenstadt Frankfurt am Main, wo sie seitdem im Europaviertel lebt. Helena mag Yoga, hört gerne alte Kassetten aus Kinderzeiten und glaubt an das Gute im Menschen.
Sie arbeiten als Referentin der Personalentwicklung für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.). Wie entwickeln Sie Arbeitnehmer*innen weiter?
Ich arbeite in einem engagierten Team, dem das Wohl der Menschen sehr am Herzen liegt. Im Bereich Personalentwicklung und speziell Weiterbildung verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der die bestmögliche Entwicklung der Kolleg*innen im Blick hat. Besonders wichtig ist mir der persönliche Austausch. Daher biete ich auch immer gezielt Beratungen an und suche zusammen mit den Mitarbeiter*innen und ihren Führungskräften nach einer passgenauen Lösung: Seminare und Trainings bei externen Anbietern, Inhouse-Seminare für ganze Teams, aber z.B. auch Coachings sind hier möglich. Zudem supporten wir Mitarbeiter*innen bei individuellen Wünschen, wie z.B. berufsbegleitend zu studieren oder Fremdsprachen zu erlernen. Es gibt kein festes Set an Weiterbildungen, über die hinaus nichts möglich ist, sondern eher einen „bunter Blumenstrauß“, aus dem ich das anbieten kann, was am besten zu der*dem jeweiligen Mitarbeiter*innen passt.
Das Thema Weiterbildung hat im Haus – besonders im letzten Jahr – Fahrt aufgenommen, nachdem wir ein spezielles Entwicklungsprogramm für Digitalwissen aufgelegt haben. Hier können die Kolleg*innen aus einem breiten Angebotsportfolio wählen: Inhouse- und Online-Trainings, E-Learnings oder verschiedene Peer-to-Peer-Formate, bei denen die Mitarbeiter*innen ihr Wissen untereinander weitergeben bzw. externe Speaker*innen gezielt Impulse setzen. Im Rahmen dieses Programms bieten wir zudem ein 18-monatiges High-Potential-Programm für ausgewählte Kolleg*innen aus Redaktion und Verlag an.
Ich erlebe die F.A.Z. als sehr großzügig, wenn es um fachliche und persönliche Weiterentwicklung geht. Das gibt der Belegschaft und auch mir selbst Sicherheit, vor allem in „stürmischen“ Zeiten, wie gerade jetzt. Ab Mai unterstützt mich eine weitere Kollegin im Bereich Personalentwicklung. Das ist wie Weihnachten und Ostern zusammen. 😉
Wie hat die Corona-Pandemie das Unternehmen in diesem Bereich verändert? Gibt es neue Bedarfe und Bedürfnisse im Medienhaus, die verstärkt gefördert werden sollen und müssen?
Corona hat uns – wie alle anderen auch – natürlich eiskalt erwischt. Von heute auf morgen saß ein Großteil der Kolleg*innen im Homeoffice, Präsenztermine waren nicht mehr möglich und niemand konnte abschätzen, wie es weitergehen würde. Aber wir haben alle gemeinsam Erstaunliches geleistet in den vergangenen Monaten: Die Zeitung konnte weiterhin in gewohnter Qualität erscheinen und die Mitarbeiter*innen haben sich in kürzester Zeit umstrukturiert. Ich persönlich habe mich während der gesamten Krise sehr sicher und vor allem gut informiert gefühlt.
Die Pandemie hat wie ein Brennglas gewirkt und Prozesse, die ohnehin schon „im Fluss“ waren, offengelegt und beschleunigt. Die Medienbranche befindet sich seit Jahren im Umbruch; die Coronakrise brachte aber nochmals einen enormen Digitalisierungsschub. Digitalkompetenzen, die vorher eher punktuell und in Spezialist*innen-Teams ausgebildet waren, mussten rasch ausgebaut werden. Kund*innenfokus, noch engere Kollaboration zwischen Redaktion und Verlag, digitaler Vertrieb, neue und innovative Formate neben dem Printprodukt und Interaktion mit dem Publikum sind nur einige Themen, die wir gezielt vorangetrieben haben und noch weiter vorantreiben wollen.
Hier kam uns das Entwicklungsprogramm „Future Fit” sehr zugute, das vergangenes Jahr im Sommer gestartet ist: Das Programm und die Inhalte hatten wir – zufällig – genau zum richtigen Zeitpunkt „einsatzbereit”. Wir konnten in den ersten Monaten mehrere hundert Kolleg*innen gezielt zu Digitalthemen schulen. Das Programm wurde von Anfang an sehr gut angenommen und hat im Haus regelrecht eine Aufbruchstimmung erzeugt. Die Belegschaft freut sich über die Angebote und nutzt diese intensiv. Corona ist uns – was Präsenzseminare betrifft – natürlich „in die Parade“ gefahren, aber ich habe das Gefühl, dass das Bewusstsein und die Awareness für lebenslanges Lernen durch die Pandemie sogar noch gestiegen sind. Ich hoffe, dass dieser digitale „Ruck“ anhält. Ich freue mich aber auch wieder auf ein bisschen mehr Normalität, wenn wir wieder persönlich zusammenkommen können und auf alles, was noch kommt, zum Beispiel die zahlreichen Begegnungsmöglichkeiten im neuen Hauptquartier der F.A.Z., das sich aktuell noch im Bau befindet.
Unabhängig von der Pandemie: Worin und wie fördern Sie wichtige inhaltliche Stellen, wie z.B. die Journalist*innen in der Redaktion?
Der Claim unserer Dachkampagne „Freiheit beginnt im Kopf“ ist auch sehr zutreffend für den Bereich Weiterbildung. Neue Mitarbeiter*innen der F.A.Z. sind allesamt Fachexpert*innen und topausgebildet. Sie können sich gut mit der Marke und der Haltung identifizieren, denken kritisch und hinterfragen die Dinge.
Die Redakteur*innen bei uns im Haus möchten sich vor allem fachlich weiterbilden, z.B. im Bereich Social Media oder Mobile Journalism. Solche Themen bieten wir – vor allem seit Beginn des Future-Fit-Programms – in Inhouse- und Online-Seminaren an, weil die Inhalte dann gezielt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind. Alternativ können die Kolleg*innen natürlich auch Seminare und Trainings bei externen Anbietern besuchen. Hier ist wichtig, dass die Anbieter ihren Fokus auf der Medienbranche und Journalismus haben, damit die Geschulten so viel wie möglich für die berufliche Praxis mitnehmen können. Im Verlag werden – neben fachlichen Themen, wie z.B. Data Analytics – verstärkt auch Methodentrainings wie Projektmanagement und Facilitator-Skills nachgefragt.
Mich freut, dass das Thema Weiterbildung – vor allem im vergangenen Jahr – stets an Bedeutung gewonnen hat und weiterhin gewinnt. Die Mitarbeiter*innen werden zunehmend selbstbewusster, was ihre Bedürfnisse betrifft und artikulieren diese. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich aus meinem „Elfenbeinturm“ nicht alle direkt erreichen kann und habe auch hier auf Kollaboration gesetzt. Mittlerweile habe ich ein tolles Netz an Unterstützer*innen, den sog. Lerncoaches, die als Sprachrohr in verschiedene Bereiche fungieren. Sie sind dicht an den Kolleg*innen dran und wissen, welche Kompetenzen in den verschiedenen Bereichen gebraucht werden. Zudem sind die Lerncoaches wichtige Multiplikator*innen und haben mir schon die ein oder andere wichtige Türe „aufgeschlossen“.
Was sind für Sie Kriterien einer guten Weiterbildung? Worauf sollten Mitarbeiter*innen bei der Suche achten?
Für mich ist eine gute Weiterbildung nachhaltig, auf die Zielgruppe zugeschnitten, die Inhalte up to date, gut geplant und organisiert und der*die Dozierende vom Fach und ein*e gute*r Moderator*in. Die Messlatte liegt da also ziemlich hoch. Als Mitarbeiter*in investiert man wertvolle Zeit und das Unternehmen investiert nicht unerhebliche Summen: Das muss sich also für alle Seiten lohnen.
Es gibt schier unendlich viele Weiterbildungsanbietern und durch Corona und die vielen Online-Angebote hat sich der Markt weiter demokratisiert. Selbst für mich ist es manchmal schwierig, mir einen Überblick zu verschaffen. Wenn ich merke, dass Mitarbeiter*innen, die sich z.B. im Internet auf gut Glück auf die Suche begeben, leicht überfordert sind, helfe ich hier gerne bei der Recherche, gebe Empfehlungen ab und erläutere diese im persönlichen Gespräch.
Wir haben einige Anbieter, die ich gerne und mit bestem Gewissen empfehlen kann: Große und kleine Player auf dem Weiterbildungsmarkt, mit denen uns mehrjährige, sehr vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen verbinden und von deren Qualität ich überzeugt bin. Gemeinsam mit den Anbietern haben wir gelernt, welche Formate bei uns am besten funktionieren, wie das Haus tickt und was gut ankommt. Das Portfolio an Anbietern ist eher übersichtlich, dafür aber auf Herz und Nieren geprüft.
Bei externen Anbietern gilt dasselbe. Ist mir ein Anbieter noch nicht bekannt, sehe ich mir die Website an und greife auch mal zum Hörer und löchere den*die potentielle*n Partner*in mit Fragen. Neben meinem persönlichen Bauchgefühl und meiner Erfahrung, die ich über die letzten Jahre gesammelt habe, setze ich auch auf das Feedback der Teilnehmer*innen bei uns im Haus. Ein wichtiger Indikator für gute Qualität ist für mich außerdem die Empfehlung von Trainer*innen aus unserem Netzwerk, ehemaligen Kommiliton*innen oder anderen netten Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle. So ist schon der ein oder andere Anbieter zu uns ins Haus „geflattert“ und bis heute treu an unserer Seite.
Auch die Führungskräfte sind durch die Digitalisierung besonders gefordert. Wie unterstützt die F.A.Z. speziell diese Kolleginnen und Kollegen?
Bereits vor Corona waren unsere Führungskräfte stark gefordert. Durch die Pandemie kam noch das Thema „Remote Work” und „Virtuelle Teams” auf die Agenda. Bereits in der Vergangenheit haben wir durch einzelne Trainings und Seminare, wie z.B. „Erstmals Führungskraft” oder individuelle Coachings unterstützt. Nicht nur der Wandel in der Branche und die damit verbundenen Herausforderungen, sondern auch gewachsene Ansprüche, v.a. junger Führungskräfte an gezielte Unterstützung seitens des Arbeitgebers, zwingen uns – im positiven Sinne – zum Handeln. Wir wollen in Sachen Führungskräfteentwicklung in diesem Jahr noch besser werden und arbeiten deswegen aktuell in einem interdisziplinären Team an einem Weiterbildungsprogramm speziell für unsere Führungskräfte aus Redaktion und Verlag. Das Programm soll gezielt neue Impulse setzen und zukunftsorientiertes Führungsverhalten innerhalb der F.A.Z. verankern. Regelmäßig wollen wir neue Führungskräfte an die Anforderungen ihrer neuen Rolle heranführen und erfahrene Führungskräfte in ihrer bestehenden Rolle stärken. Die Vernetzung der Kolleg*innen untereinander sowie Offenheit, Partizipation und Kollaboration sollen so gezielt gefördert werden. Wir möchten auch hierbei auf einen Methoden-Mix aus Trainings sowie Vernetzungsmöglichkeiten setzen. Um ein möglichst passgenaues Programm zu entwickeln, beziehen wir als Projektteam hier die Führungskräfte mit ein und fragen nach ihren konkreten Bedarfen. Denn auch hier gilt: Gemeinsam gelingt die Gestaltung der Zukunft am besten.