Tarek Müller - Was treibt dich an, wenn es Geld und Mode nicht sind?

Wenn Tarek Müller, CEO des ersten Hamburger Unicorns About You, zum Gastgespräch kommt, ist der - virtuelle - Hörsall voll! “Become the global #1 in fashion” - das Ziel wird gleich klargemacht.

Die wenigen unter uns die Tarek Müller und sein mittlerweile börsennotiertes Unternehmen About You noch nicht kannten, sind spätestens dann mit voller Faszination dabei als Tarek zu Beginn des Gesprächs sein Ziel mit About You vorstellt: “become the global #1 in fashion”. Ein ambitioniertes Ziel, auch im Hinblick auf die bestehende Konkurrenz. Aber natürlich hat er auch einen Plan, wie man sich von den Wettbewerbern differenzieren kann: Kein anderer Mode Online-Shop konzentriert sich so stark darauf, das “Einkaufsbummel-Erlebnis” aus der echten Welt in die digitale Welt zu übertragen.

Tarek Müller, CEO von About You, im Gastgespräch mit den Studierenden MBA Digital-und Medienmanagement

Bereits mit 15 Jahren begann Tarek Müller seine erste unternehmerische Tätigkeit, indem er damit experimentierte, Werbebanner auf Webseiten zu platzieren. Ihm fiel auf, dass besonders häufig Online-Shops Werbung auf seiner Seite geschaltet und damit viel Geld verdient hatten, weswegen er sich dazu entschied, selbst einen E-Commerce Shop für Pokerkoffer zu starten. Es folgten weitere, einer für Teleskope und einer für orientalische Wasserpfeifen. Die Schule hat er zunächst aufgrund der bereits gut laufendenden Online-Shops vorzeitig abgebrochen. Schlussendlich konnten ihn seine Eltern jedoch noch überreden auf einem Wirtschaftsgymnasium ein Fachabitur nachzuholen. Neben den Online-Shops hat er die Beratungsagentur Etribes mitgegründet und hat dort den Vorstand der Otto Group beraten, woraus dann die Idee für About You entstanden ist.

Mit Sicherheit gilt About You heute für viele andere Unternehmen als Vorbild, vor allem im Bereich E-Commerce. Doch auch Tarek hat sich bei bestimmten Geschäftsentscheidungen in der Vergangenheit von anderen Unternehmen inspirieren lassen. So diente zum Beispiel Netflix als Vorbild, als sich das Gründerteam überlegte, wie man Exklusivität auf About You schaffen kann.“Wenn ihr Lena Gercke cool findet und ihre Kleidung haben wollt, dann müsst ihr die bei uns kaufen” sagt Tarek im Bezug auf die exklusiven Kollektionen von About You mit Celebrities. Wenn es um die About You Events geht, dann schaut Tarek sich einiges von Red Bull ab. Mit Markenevents berührt man Kunden und Kundinnen auf einer viel stärkeren emotionalen Ebene, als man das je mit Werbespots schaffen kann, so Tarek. Wer einmal auf der Fashion Week oder dem Pangea Festival war, der wird About You nie wieder vergessen, sagt er überzeugt.

In Verbindung mit den Events interessierten wir Studierenden uns dafür, wie About You zu dem Thema Nachhaltigkeit eingestellt ist. Dass es nicht nur bei Veranstaltungen, sondern gerade auch in der Modeindustrie große Probleme mit der Nachhaltigkeit gibt, ist auch dem Gründerteam von About You klar. Tarek selbst trägt seine Klamotten so lange, bis sie kaputtgehen. Neben der fragwürdigen Produktion, liegt das Problem vor allem darin, dass wir ein Kleidungsstück zu selten nutzen und zu oft neue Klamotten kaufen, merkt er an. About You versucht schon den Anteil nachhaltig produzierten Ware zu steigern, Fast Fashion zu reduzieren und Circularity zu steigern, aber er ergänzt auch ganz nüchtern: “Unser oberstes Ziel ist immer noch Überleben”, denn das Gründerteam hat schließlich eine Verantwortung für die über 1000 Mitarbeiter. In diesem Spagat versuchen sie About You stetig nachhaltiger zu gestalten, um zumindest immer im obersten Quartil der nachhaltigsten Unternehmen in der Branche zu sein.

Was vielleicht überraschen mag: für das Produkt, was er verkauft, hat Tarek Müller meistens keine große Leidenschaft, auch heute bei About You nicht. Allerdings entwickelte er mit der Zeit ein Interesse für Mode, da er das Kaufverhalten einzigartig und somit doch wieder spannend findet. Und genau das ist es, was Tarek von den meisten Gründern unterscheidet. Denn während es für viele um eben die Leidenschaft für die Produkte oder die Idee dreht, interessiert er sich vor allem für E-Commerce, unabhängig von der Produktkategorie. Ihn treibt es an, Organisationen aufzubauen, Menschen einzustellen, eine Unternehmenskultur zu entwickeln und unterschiedliche Interessen abzuwägen, egal ob er nun Pokerkoffer oder Modeartikel verkauft.

Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hat aber auch Geld für Tarek eine Rolle gespielt. Er hoffte früh, eines Tages “unbestechlich” zu sein. “Ich sitze hier heute mit dem Bewusstsein, dass ich es nicht müsste und das heißt ich bin zu 100% für meine Taten verantwortlich. Ich müsste es nicht - niemand kann mich dazu zwingen.” sagt er und macht klar, dass die meisten Menschen arbeiten, „weil sie es müssen, und nicht, weil sie es möchten. Am Ende des Tages brauchst du so viel, dass du mit konservativen Anlagestrategien von deiner Rendite inflationsbereinigt leben kannst!” erklärt er im Anschluss und kalkuliert grob mit 5-10 Millionen Euro, mit denen die meisten auskommen würden um nie wieder Arbeiten zu müssen.

Schließlich interessierten wir uns besonders für Tipps zum Gründen und er verriet uns die seiner Meinung wichtigste Komponente für Erfolg: “Dafür müsst ihr einen Vorteil mir gegenüber haben und Euch fragen: Was habt ihr denn? Ihr habt keine Ressourcen, ihr habt kein Kapital, ihr habt keine Erfahrung. Erfolg bezieht man ja aber dadurch, dass man irgendwie einen Vorteil hat und diesen monetarisiert. Das, was ihr meinem Vorteil entgegensetzen könnt, ist, von irgendetwas ein natives Verständnis zu besitzen. Also vielleicht Themen wie Crypto und Web 3.0.”
Für Tarek war es damals das Thema E-Commerce, wo er einen Wissensvorsprung hatte. Wir wachsen aber in einer ganz anderen digitalen Welt auf, in der wir ein komplett anderes natives Verständnis entwickeln und dort können wir unseren Vorteil ausspielen.

Wir bedanken uns herzlich bei Tarek für seinen Besuch und fühlen uns angespornt mit neuen Ideen seiner Generation das Leben in Zukunft schwer zu machen.

Das Gastgespräche wurde von Lukas Beier und Torben Orgelmacher zusammengefasst.