Wer an den Europa-Park denkt, hat unweigerlich das Bild von Achterbahnen, Spaß & Adrenalin im Kopf. Wie viel mehr hinter dem Geschäft mit den spektakulären Attraktionen steckt und warum der Europa-Park neben der Freizeit- und Tourismusindustrie auch in die Medienbranche gehört, verriet uns David Lämmel, Direktor Marketing, Sales & Digital und Mitglied der Geschäftsleitung des Europa-Park in seinem Gastgespräch Ende November an der HMS.
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE
„Unser Produkt ist Happiness“ - Gastgespräch mit David Lämmel
David Lämmel ist verantwortlich für einen von fünf Geschäftsbereichen des Europa-Park und damit für neun Abteilungen und rund 120 Mitarbeitende. Seinen Job beschreibt er als „den spannendsten, den ich mir vorstellen kann“. Seine Hauptaufgabe liegt darin, den Park für die Gäste attraktiv zu halten und in die Zukunft weiterzuentwickeln. Sein Aufgabengebiet umfasst damit unter anderem Themen wie Marketing, Vertrieb, Unternehmenskommunikation, Produktmanagement, Sponsoring und Kooperationen, Social Media, Auslandsmärkte wie Frankreich und die Schweiz und alle digitalen Produkte und Projekte. Auch die Medien- und TV-Produktion gehören zu seinen Aufgabenbereichen. Zu den weiteren Bereichen des Europa-Park gehören Operations & Service, die für den Betrieb des Parks zuständig sind,HR, Finanzen & Shopping.Zu Hospitality zählen alle Hotels und Gastronomien, das Showprogramm und der Betrieb aller Bühnen. Das Baumanagement ist verantwortlich für alle bestehenden und neuen Attraktionen, wie zum Beispiel das neu eröffnete Restaurant der Zukunft „Eatrenalin” oder die Wasserwelt „Rulantica“. Insgesamt sind im Familienunternehmen rund 5.000 Mitarbeitende angestellt.
Dass sich das Geschäft auf Freizeitpark und Achterbahnen konzentrieren wird, war zu Beginn der Unternehmensgeschichte der Familie Mack nicht zu vermuten. Die Ursprungsgeschichte ist so träumerisch wie der Europa-Park heute. Das Traditionsunternehmen fand seinen Ursprung vor über 240 Jahren mit einem Orgelspieler in Waldkirch, der sich auf dem Wochenmarkt sein Geld verdiente. Da das Einkommen mit nur einem Markt pro Woche zu gering und die Orgel zum Transport zu schwer war, baute Heinrich Mack ihm einen Wagen unter die Orgel, sodass dieser von Markt zu Markt ziehen konnte. Daraus ergab sich das folgende Geschäft und konzentrierte sich auf Schausteller, die die Wagen für ihre Reisen benötigten und zog sich bis in die 1870er Jahre. Darauf folgte die Idee, in das Karussellbaugeschäft einzusteigen und so wurden die Attraktionen schnell größer. Schon 1915 war die Firma Mack Rides „Hoflieferant“ des Zirkus Krone, 1921 baute sie die erste Achterbahn. Ab 1930 spezialisierte sich der Familienbetrieb auf Schaustellerwagen, Karussells sowie Geister- und Achterbahnen. Da der Aufwand für jeden Interessenten, die Attraktionen immer wieder auf und abzubauen, zu groß wurde, sollte eine Art „Schaufenster“ für eine dauerhafte Ausstellung her. Eine geeignete Fläche fand sich am heutigen Standort des Europa-Park. Doch nicht jeder glaubt zu Beginn an den Erfolg; die anfängliche Skepsis war groß, aber nachdem im ersten Jahr 250.000 Menschen den Park besuchten, wurde daraus ein neues Geschäftsmodell. MACK Rides zählt heute zu den größten Achterbahn-Herstellern weltweit mit Kunden auf dem gesamten Globus. Dabei ist das Familienunternehmen bis heute das einzige, das Hersteller und Betreiber der Attraktionen zugleich ist, was sich bis heute als Wettbewerbsvorteil durch die garantierte hohe Qualität herausstellt.
Auch Einblicke in seine eigene Karriere gewährte David Lämmel den Studierenden. Vor allem der Branchenwechsel als langjähriger „Medienmensch” weckte das Interesse der Zuhörer*innen. David studierte Wirtschaftswissenschaften und International Business in Würzburg und Florida und begann seine berufliche Laufbahn als Teamleiter im Marketing beim Badischen Tagblatt in Baden-Baden. Es folgten Stationen bei Burda, beim Mannheimer Morgen und Axel Springer. Die einzelnen Karriereschritte haben sich immer richtig angefühlt, haben ins Bild gepasst, und es gab keinen Grund, über einen Branchenwechsel nachzudenken. Nach Axel Springer wäre demnach die nächste Option ein Auslandsaufenthalt gewesen, der aus persönlichen Gründen nicht in Frage kam. Daher war die Stelle im Europa-Park eher unüblich, aber für David persönlich die richtige Entscheidung, denn er beschreibt seinen Job als „den besten Job der Welt”. So ermutigte er die Studierenden, einen Branchenwechsel nicht als Hinderungsgrund der eigenen Karriere anzusehen. Vor allem branchenunabhängige Skills, die er in seiner bisherigen Karriere ausbauen konnte, helfen ihm in seinem heutigen Job: Leadership, Projektmanagement, Netzwerken oder die Fähigkeit, Probleme anzugehen und zu lösen, all das sind persönliche Eigenschaften, die man nicht bei seinen bisherigen Arbeitgebern zurücklässt oder der vorherigen Branche vorbehalten bleiben, so David. Zum Abschluss gab es auch noch persönliche Tipps für die Studierenden. Seine persönliche Shortlist an Personen, die er bei Bedarf immer kontaktieren kann, hat ihm schon mehrmals in beruflichen Situationen geholfen. Die Liste sollte dabei gut durchdacht sein und sei etwas, das über Jahre hinweg aufgebaut wird. Voraussetzung dafür sei ein gutes Netzwerk, aus dem er die Personen für seine Shortlist selektieren konnte. Vor allem in höheren Positionen wird die Basis an Menschen aus dem eigenen Unternehmen kleiner, mit denen man sich auch zu sensiblen Themen austauschen kann, weshalb es ratsam ist, zusätzlich auf vertrauensvolle Personen von außen zurückgreifen zu können.
Lieber David, vielen Dank für deinen Besuch und die spannenden Einblicke in das Familienunternehmen des Europa-Park und deine persönliche Karriere!