Überraschung für das Content-Team: Statt eines normalen Workshops mit Andreas Wrede bringt dieser kurzfristig einen unerwarteten Gast mit: Gerhard Delling kommt zu Besuch an die HMS und spricht fast zwei Stunden lang über seine Erfahrungen als Journalist. Vor allem spricht er über die besonderen Bemühungen, die er angestellt hat, um seine beeindruckende Karriere als renommierter Sportjournalist und Moderator zu ermöglichen.
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE
Überraschungsgast Gerhard Delling: Ein Vortrag über die Veränderung von Sprache
Als Ausgangspunkt seiner Karriere nennt Gerhard Delling, für Medienmanager:innen vielleicht ein wenig überraschend, seine Begeisterung für die deutsche Sprache. Ihn fasziniert es, wie sich Sprache stets verändert hat und wie außergewöhnlich die Möglichkeiten, sich in deutscher Sprache auszudrücken, sind. Die Beziehung dazu hat bereits in seiner Kindheit begonnen, in der er schon mit freiem Schreiben begann. Damals war das Schreiben allerdings noch „analog und mit gutem Stift“, wie er sagt.
Dass es Gerhard Delling zum Sportjournalismus zieht, hat sich allerdings erst später ergeben: Als Nebenjob schreibt er für eine Lokalzeitung Texte über den Amateurfußball. Statt mit seinen Mannschaftskollegen nach dem eigenen Spiel zusammenzusitzen, fährt er nach dem Abpfiff seiner eigenen Fußballspiele jeden Sonntag mit dem Fahrrad in die Redaktion, um Ergebnisse und Eindrücke in Texten zusammenzufassen.
Solche Sonntagsschichten sind nur einige der Extraschichten, die er auf dem Weg zum Sportschaumoderator auf sich genommen hat. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus seinem Vortrag ist, dass es sich lohnt hartnäckig zu sein. Dazu zählen Bewerbungsgespräche, für die er sich wiederholt versetzen lassen musste, unbezahltes Probearbeiten für mehrere Monate, und, eine ganz besondere Anekdote, die Tipps der besten seines Fachs ernst nehmen: Bevor Armin Haufe, sein ehemaliger Chef und Mentor, ihn bei der Welle Nord ans Mikrofon lässt, gibt dieser Gerhard Delling sein Glossar voller Sportbegriffe. Auf unzähligen Seiten stehen darin verschiedenste Worte, mit denen sich Ereignisse aller Sportarten ausdrücken lassen. Denn es ist die hohe Kunst des Radiokommentierens, sich nicht zu wiederholen, unterschiedliche Ausdrücke für ähnliche Situationen zu finden, und trotzdem nicht die Präzision zu verlieren.
Auch, wenn vielleicht die wenigsten der Zuhörenden noch als Sportkommentator:in arbeiten werden, lässt sich doch aus der Akribie, mit der sich Delling auf das Kommentieren vorbereitet, für die alltäglichere Aufgabe des Präsentierens lernen: Er übte das Kommentieren sogar aus dem Auto, indem er sich selbst erklärte, was vor der Windschutzscheibe passierte. Vermutlich ließ er dabei allerdings die Fensterscheiben geschlossen...
Besonders spannend wird es, als der ehemalige Moderator der Sportschau von seiner ersten Fußball-Weltmeisterschaft berichtet. Nachdem er, mal wieder hartnäckig bleibend, auf die ihm versprochene Nominierung in die Sportdelegation der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender pocht, ist er Teil der Reisegruppe beim Turnier 1990 in Italien. Aufgrund seiner Nachnominierung ist er allerdings ohne echte Aufgabe und damit schnell frustriert. Delling sucht nach Aufgaben, um nicht tatenlos in Rom zu sitzen und so kommt es, doch eher zufällig, dass er Spielzusammenfassungen für die Tagesschau schneidet – und das zum Erfolg wird! Auch hier hat es sich für Delling gelohnt, sich anzubieten und auch zu leisten, was nicht von ihm gefordert wurde.
Dann beendet Gerhard Delling das Gastgespräch mit seiner Faszination für Sprache. Er rät zu einem eigenen Stil, der nicht nur in journalistischen Berufen einen entscheidenden Unterschied machen kann. Und er rät dazu, unbequem zu sein, natürlich im ganz positiven Sinne: Die Studierenden sollen kritisch auftreten und unbequem sein, ihre Ideen einbringen und stets von Lehrenden einfordern, dass sie ihnen etwas beibringen mögen.
Wir bedanken uns herzlich bei Gerhard Delling für das spannende Gastgespräch und freuen uns, ihn wieder an der HMS begrüßen zu dürfen.