Digitale Bildung als Schlüssel zur Zukunft – Ein Gespräch mit Stephanie zu Guttenberg

Am 05. November 2024 sprach Stephanie zu Guttenberg, Autorin, Investorin und Expertin für digitale Bildung und Medienaufklärung, mit den Studierenden der Hamburg Media School und teilte wertvolle Einblicke aus über zwei Jahrzehnten Engagement im Kinderschutz, der Politik und im Bildungsbereich.

Stephanie zu Guttenberg spricht über spannende Projekte

Während ihres langjährigen Engagements und ihrer Zeit als Präsidentin der NGO „Innocence in Danger“ setzte sie sich entschieden gegen die Verbreitung kinderpornographischer Inhalte im Internet ein. In dem Gastgespräch betonte sie, dass die stetige Weiterentwicklung der digitalen Medien immer neue Risiken birgt, etwa durch das einfache Vervielfachen und Teilen von Inhalten. Deutschlands Datenschutzregeln erschweren jedoch oft die Verfolgung der Täter:innen. Sie vertritt die klare Position: „Diese Menschen haben ihr Recht auf Privatsphäre verwirkt.“

In der TV-Serie „Tatort Internet – Schützt endlich unsere Kinder!“ machte sie auf die Gefahren im digitalen Raum aufmerksam und stellte sich den Herausforderungen, die ihre Arbeit mit sich bringt. Sie beschreibt diese als Begegnung mit den „dunkelsten Ecken der Menschheit“ und berichtet von Lob und Tadel bis hin zu massiven Drohungen. Doch sie bleibt standhaft: „Ich kann nicht über dieses Thema Bescheid wissen und nichts dagegen tun.“

Nach einigen Jahren in den USA, wo sie sich verstärkt der digitalen Bildung widmete, kehrte sie nach Deutschland zurück und stellte fest, dass sich in deutschen Schulen wenig verändert hat. Zu Guttenberg kritisiert:

„Nur weil wir in Deutschland mal eine gute Bildung hatten, sollten wir uns darauf nicht ausruhen.“

Sie fordert eine Schulbildung, die sich an die moderne Welt anpasst. Medienkompetenz sollte ähnlich wie Fahrradfahren schrittweise erlernt werden – zunächst unter Anleitung und Sicherheitsvorkehrungen, bis die Kinder allein sicher handeln können.

Interaktiv: Studierende nutzen die Chance, Fragen zu stellen

Ein zentrales Anliegen von zu Guttenberg ist die Kooperation zwischen Schulen, Lehrkräften und Eltern, um junge Menschen zu verantwortungsbewussten, selbstständigen Erwachsenen zu erziehen. Sie betont, dass Eltern oft mit ihrer eigenen Unsicherheit im Umgang mit digitalen Medien konfrontiert sind, aber trotzdem eine wichtige Vorbildfunktion übernehmen müssen. Denn obwohl die junge Generation in das digitale Zeitalter hineingeboren wurde, muss auch sie erst lernen, verantwortungsvoll damit umzugehen. Zu Guttenberg warnt, dass Einsparungen im Bildungsbereich langfristig negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben werden.

„Wie muss das Curriculum des 21. Jahrhunderts aussehen?“

Sie stellt die Frage, welche Lehrinhalte noch relevant und welche überholt sind. Ihrer Meinung nach sollten soziale und technische Kompetenzen im Zentrum stehen, da Soft Skills wie Empathie bei Jugendlichen durch zu hohe Bildschirmzeiten gesenkt werden und ihnen die Gefahren der Medien oft nicht bewusst sind.

Das deutsche Schulsystem vergleicht sie mit einem „Bildungstanker“, der auf Sand gelaufen ist. Stattdessen plädiert sie für die Agilität kleiner Einheiten, die schnell ans Ziel kommen – „Schnellboote“, die effektiver auf Veränderungen reagieren können. „Wir können es uns nicht mehr leisten, über jede Veränderung jahrelang zu diskutieren.“ Ihrer Ansicht nach braucht es eine „Allianz der Willigen“, die tatkräftig voranschreitet und den Kindern Zugang zu zukunftsorientierten Inhalten ermöglicht.

„Jede:r, der dazu beiträgt, einen Unterschied zu machen, ist ein Hoffnungsschimmer für die Gesellschaft.“

Zum Abschluss des Gesprächs betont Stephanie zu Guttenberg nochmal, dass es die Verantwortung jeder und jedes Einzelnen ist, bedeutende Themen wie diese nach außen zu tragen und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.

Wir danken Stephanie zu Guttenberg herzlich für das inspirierende Gespräch und ihren Einsatz in solch wichtigen Bereichen, die sie uns in deiner kurzweiligen Stunde nähergebracht hat.

Stephanie zu Guttenberg (Mitte) mit Teilnehmenden des Gesprächs