Gespräch mit einer Medienmanagerin von morgen

Victoria Barschdorff ist Projektmanagerin in der Geschäftsführung der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH und seit September 2019 Studentin im EMBA-Programm der HMS. Claudia große Siemer sprach mit ihr im Sommer 2020 über ihren Werdegang und die Herausforderung von Studium und Beruf.

Studiengang/Jahrgang: EMBA Digital- und Medienmanagement/ Jahrgang 2021

Aktueller Wohnort: Frankfurt am Main

Arbeitgeber*in/ Jobtitel: Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH/ Projektmanagerin in der Geschäftsführung

Das sind meine Aufgaben: Planung und Nachverfolgung strategischer Projekte sowie Steuerung der Umsetzung und Zusammenarbeit mit internen Abteilungen und externen Partnern. Inhaltliche Vor- und Nachbereitung von Gremiensitzungen (Aufsichtsrat, Gesellschafter, Betriebsrat, etc.).

Berufliche Ziele für die Zukunft: Für die nähere Zukunft plane ich weiterhin als Projektmanagerin tätig zu sein. Perspektivisch strebe ich eine Position mit Führungsverantwortung an.

Das habe ich aus der HMS-Zeit schon mitgenommen: Eine Menge neues Wissen, einen sehr hilfreichen Praxisbezug, zahlreiche Einblicke in mir bisher unbekannte Themenfelder, eine tolle Atmosphäre sowie einen intensiven und spannenden Austausch mit Kollegen aus ganz unterschiedlichen Medienunternehmen.

Vier Stunden fährt Victoria Barschdorff von Frankfurt nach Hamburg. Dort angekommen checkt sie schnell im Hotel ein und sitzt später in einem Intensivseminar zum Thema Investition und Finanzierung. Die gebürtige Nürnbergerin studiert seit einem Jahr berufsbegleitend an der Hamburg Media School und arbeitet gleichzeitig Vollzeit für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Zusammen mit ihren Mitstudierenden meistert sie die betriebswirtschaftlichen und medienspezifischen Studieninhalte in einer Regelstudienzeit von 24 Monaten. Angesichts der Doppelbelastung von Studium und Beruf, frage ich mich: Wie schafft man das? Victoria erklärt im Gespräch: „Mir hilft eine gute Struktur. Ich plane meine Präsenzzeiten und Klausurtermine frühzeitig und habe dadurch Zeit für Privates.“ Außerdem erlebt sie die Gemeinschaft in ihrer EMBA-Klasse als sehr unterstützend: „In der Uni sind wir alle freundschaftlich verbunden. Ellenbogendenken hat hier keinen Platz.“

Im März 2020 nimmt der Präsenzunterricht für die EMBA-Klasse ein jähes Ende. Auch von beruflicher Seite heißt es nun: Home-Office. Victoria hat dabei gemischte Gefühle. Einerseits gefällt ihr die neu gewonnene Flexibilität der Arbeit, andererseits fehlt ihr der persönliche Kontakt. Mittlerweile arbeitet sie wieder in ihrem Büro der FAZ. Den persönlichen Austausch mit Kollegen/Kolleginnen und Vorgesetzten schätzt sie besonders. Bei ihrem Job als Projektmanagerin arbeitet sie an der Schnittstelle zwischen den Geschäftsbereichen und der Geschäftsführung. Sie behält den Überblick über verschiedene strategische Projekte im Unternehmen und ist an deren Planung und Umsetzung beteiligt. Ihr Beruf macht ihr sichtlich Spaß, denn „da passiert immer etwas Neues.“

„Mir fehlte anfangs der rote Faden“, sagt Victoria über sich. Und tatsächlich ist ihr Lebenslauf zunächst nicht auf eine typische Medienkarriere ausgerichtet. Das Bachelor- und Masterstudium absolviert Victoria an der Universität Bayreuth in Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Makroökonomie und Entwicklungshilfe. Sie spielt mit dem Gedanken für internationale Organisationen zu arbeiten. Es folgen Praktika bei einer südafrikanischen Non-Profit-Organisation und der Industrie- und Handelskammer in Bangladesch. Victoria ist neugierig und mutig genug, sich den anderen Lebensbedingungen im Ausland zu stellen. In Bangladesch begegnet ihr viel Armut, Elend und Krankheit. Für sie sind diese Erfahrungen wertvoll, weil sie dadurch einen empathischeren Blick auf die Dinge erlangt und eine neue kulturelle Perspektive gewinnt. Trotzdem entscheidet sie sich gegen einen Job in der internationalen Entwicklungshilfe. Bei einem Praktikum in der Deutschen Bundesbank merkt sie: „Finanzen und Steuern sind mir etwas zu trocken.“ Und nun? Victoria ist durch ihr VWL-Studium sehr wissenschaftlich geprägt. Mit dem Thema Volkswirtschaft kennt sie sich aus. Daher startet sie in ihr Berufsleben als volkswirtschaftliche Referentin bei der Industrie- und Handelskammer in Frankfurt am Main (IHK).

Knapp drei Jahre arbeitet Victoria für die IHK. Bei ihrer Tätigkeit spielt die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine wichtige Rolle. Sie ist ihre tägliche Informationsquelle. In der Zeit wird sie zur aktiven Leserin der „renommierten deutschen Tageszeitung“. Als die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine Projektmanagerin sucht, bewirbt sich Victoria um die Stelle und wird angenommen. Ihr Medienwissen wächst mit der Berufserfahrung. Gerade zu Beginn der Tätigkeit stößt sie auch an ihre Grenzen. Wenn im Job von Programmatic Advertising, Native Ads oder Tausender Kontaktpreis die Rede ist, klingt das für sie zunächst wie Fachchinesisch. Die FAZ-Geschäftsführung bietet ihr die Möglichkeit sich medienspezifisch weiterzuentwickeln und fördert ihre Karriere mit einem Stipendium, welches sie an die Hamburg Media School führt. Diese Chance lässt sich Victoria nicht entgehen – und bereut es nicht.

Zum Abschluss des Interviews möchte ich von Victoria wissen, was die Medienmanagerin von morgen ausmacht. Dabei fällt mir auf, dass sie die Medienmanagerin von morgen bereits verkörpert. Die dynamische 30-jährige hat ganz schön viel auf dem Kasten – fachlich wie menschlich. Sie beweist in ihrem Leben viel Mut und schlägt neue Wege ein.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei Victoria Barschdorff für das ausführliche und anregende Gespräch. Viel Erfolg auf deinem weiteren Weg!