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Interview mit Sara Fazilat - Ein Blick hinter die Kulissen

von RAYA SCHÄFERHOFF am 16.12.2024

Sara Fazilat ist Schauspielerin, Produzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin. Im Fernsehen war sie als Schauspielerin im „Tatort“, „Die Füchsin“ und den Streaming-Serienhits „Check Check“ und „Counterpart“ zu sehen. Im Kino überzeugte sie zuletzt in Michael Bully Herbigs 1000 ZEILEN sowie in dem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Film und Cannes-Gewinner HOLY SPIDER von Ali Abbasi. Ihr Abschlussfilm NICO, bei dem sie als Produzentin, Hauptdarstellerin und Co-Autorin fungierte, ging um die Welt und wurde mehrfach ausgezeichnet. Für ihre Leistung wurde sie für den Deutschen Filmpreis 2022 nominiert und erhielt außerdem den Max Ophüls Preis, den Bayerischen Filmpreis und als Produzentin den NO FEAR Award bei FIRST STEPS.


Wir haben uns sehr gefreut, dass Sara sich die Zeit genommen hat, im GetOnSet-Seminar zum Thema Besetzung & Cast mit Dozent Benjamin Teske, zu Gast zu sein. Wir haben sie anschließend zu einem kurzen Interview getroffen und mit ihr über das Thema "diverse Besetzung im Film" gesprochen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Sara - für den Besuch, den wertvollen Input und das Interview.

Sara Fazilat

Fotocredit: Marcus Hoehn

Gibt es bestimmte Rollen oder Geschichten, die du als BPOC Schauspielerin besonders gerne verkörpern würdest, die aber bislang noch selten erzählt wurden?
Es gibt definitiv Rollen und Geschichten, die ich besonders gerne verkörpern würde, die bislang selten oder gar nicht erzählt wurden. Ich finde es unglaublich spannend, in Figuren zu schlüpfen, die vielschichtig, facettenreich und inspirierend sind – Charaktere, die nicht den gängigen Stereotypen entsprechen. Ein großartiges Beispiel ist für mich der Film „The Woman King“. Jede Figur darin hat eine faszinierende Tiefe, eine eigene Geschichte, Stärke und Verletzlichkeit – ich war so berührt, dass ich mehrmals weinen musste. Solche Geschichten machen Lust auf mehr!


Hast du Veränderungen in Bezug auf Diversität in den letzten Jahren in der Film- und Fernsehbranche wahrgenommen?
Ja und nein – es hat sich in den letzten Jahren definitiv etwas in Bezug auf Diversität in der Film- und Fernsehbranche verändert. Es ist eine zunehmende Sensibilisierung spürbar, und viele Akteur:innen in der Branche bemühen sich aktiv darum, vielfältigere Geschichten zu erzählen und mehr Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund einzubinden. Trotz dieser Fortschritte sind wir jedoch noch weit davon entfernt, wirklich von einer divers aufgestellten Branche sprechen zu können. Es gibt zwar immer mehr Stimmen, die sich erheben – Menschen, die aufgrund ihres kulturellen oder sozialen Hintergrunds, ihrer Herkunft, Hautfarbe oder anderer Faktoren lange übersehen wurden. Sie fordern zurecht mehr Raum und Gehör. Aber in der Praxis spiegelt sich diese Veränderung noch nicht in der Breite der erzählten Geschichten wider.


Welche Herausforderungen oder Vorurteile hast du selbst in deiner Karriere erlebt, und was würdest du zukünftigen Generationen BPOC Schauspielerinnen auf ihrem Weg mitgeben?
In meiner Karriere habe ich viele Herausforderungen und Vorurteile erlebt, die mich geprägt haben. Eine der prägendsten Erfahrungen war bereits am Anfang meiner Laufbahn, als ich mich mehrfach für Schauspielschulen beworben habe. Ich habe es immer in die Endrunde geschafft, aber dann hieß es plötzlich: „Wir nehmen dich nicht wegen deiner Erscheinung.“ Auch später in der Berufswelt habe ich erlebt, wie stark bestimmte Vorurteile und stereotype Vorstellungen verankert sind. Ich frage mich warum, wird so oft vorausgesetzt, dass BIPOC Schauspieler:innen immer eine Art „Anderssein“ verkörpern müssen, statt einfach universelle Charaktere zu spielen und wie alle anderen auch selbstverständlich Teil der Gesellschaft zu sein.


Was möchtest du zukünftigen Generationen an Filmmacher: innen mitgeben?
Zukünftigen Generationen möchte ich vor allem mitgeben, sich nicht entmutigen zu lassen. Es wird Herausforderungen geben, und es kann schmerzhaft sein, auf Vorurteile zu stoßen. Aber es ist wichtig, an sich selbst zu glauben und für sich selbst einzustehen. Habt den Mut, eure Geschichten zu erzählen, und kämpft dafür, dass eure Stimmen gehört werden. Jede Veränderung beginnt mit Menschen, die sie einfordern. Sucht euch Allianzen die eure „Sprache“ sprechen.


Welcher ist dein liebster Weihnachtsfilm?

Mein liebster Weihnachtsfilm ist ohne Zweifel "Tatsächlich Liebe"! Es ist einfach ein Film, der mich jedes Jahr aufs Neue in eine schöne Weihnachtsstimmung versetzt.