HMS - BLOG

WEITERBILDUNG

„Ist keine KI drin, dann ist es keine Innovation“ – Interview mit KI-Expertin

von PAULINE PEUKER am 12.02.2024

In einer Ära, in der digitale Innovationen die Arbeitslandschaft durchdringen, spielt Künstliche Intelligenz (KI) eine zentrale Rolle. Laut XPLR: MEDIA wird bei 78% der befragten Unternehmen der Medienbranche KI genutzt. Auf individueller Ebene arbeiten sogar 86% im Arbeitsalltag damit. KI fungiert somit nicht weiter nur als Werkzeug und kleiner Helfer, sondern als Architektin bahnbrechender Transformationen, die Arbeitsabläufe in der Medienbranche neu definiert. Das sieht Isabelle Ewald ähnlich. Sie ist Managerin Information Security Awareness bei BDO und Co-Moderatorin des Podcast „Mind the Tech: Cyber, Crime, Gesellschaft”. Wir haben mit ihr über Innovation, KI und Cybercrime gesprochen.

Isabelle Ewald 1431

Bild: Isabelle Ewald

In unserem Weiterbildungsformat KI Camp referierst du über die Gefahren von KI und in deinem Podcast „Mind the Tech“ über Cybercrime. Wie ist deine Prognose, was es für Innovationen auf diesem Gebiet geben wird?
Ich wünschte, ich könnte sagen: keine. Aber das wäre ziemlich illusorisch. Was wir gerade beobachten, ist eine Symbiose von KI und cyberkrimineller Energie in einer Art und Weise, die uns durchaus zu denken geben sollte. Man könnte sagen: Da haben sich zwei Disziplinen nicht gesucht und doch gefunden. Auf der anderen Seite sehe ich das als große Chance, eine Art Bewusstsein für den Wert von Daten zu entwickeln – meine eigenen und die des Unternehmens, für das ich arbeite. KI ist längst zur erweiterten Werkbank von Hackern geworden, deren Tricks und Maschen immer perfider werden. Das sieht man beispielsweise beim Phishing: Mittels KI können nicht nur in höchstem Maße personalisierte E-Mails verfasst werden — der Algorithmus kann sich bei bestehender Korrespondenz an die Verhaltensweisen und Vorlieben potenzieller Opfer anpassen. Genau deshalb lesen wir von Fällen, bei denen Mitarbeiter Millionen an Kriminelle überweisen, die sich als Geschäftspartner ausgeben. Zusätzlich wird KI auch für die Einrichtung verdeckter Kanäle verwendet, die es schwieriger machen, eine bösartige Aktivität zu erkennen, sowie zur Verschleierung von Malware, was die Erkennung durch Sicherheitssoftware erschwert.


Wie oft betätigst du selbst KI Tools?

Ich nutze KI-Tools, um effizienter arbeiten zu können. Mein Favorit ist dabei eine Anwendung, bei der ich mit meinen eigenen Dokumenten chatten kann. Bei der Recherchearbeit für meinen Podcast muss ich oft Studien und Paper lesen, da ich nicht nur Meinung, sondern auch Fakten vermitteln möchte. Statt 140 Seiten oder mehr zu lesen, macht die KI das jetzt für mich und ich lasse mir das wichtigste maßgeschneidert aushändigen. Und klar nutze ich auch ChatGPT – vor allem als erweiterte Rechtschreibprüfung.


Ergreifst du zusätzliche Arbeitsschritte seit Nutzung von KI um Qualität zu gewährleisten, würdest du davon etwas weiterempfehlen und wenn ja was?

Nicht lachen, aber beim Prompten schreibe ich immer „danke“ und „bitte“. Nicht, dass mich der Pflegeroboter später schlecht behandelt, weil das universelle KI-Gedächtnis abgespeichert hat, dass ich ein fordernder Charakter bin :-) Unabhängig davon achte ich schon darauf, wo eine Anwendung herkommt. Wer steckt dahinter? Vor allem: Ist sie biased, also offensichtlich vorurteilsbehaftet? Wenn ja, dann nutze ich sie nicht.


Wie verändern sich Innovationsprozesse durch KI?

Ich würde die Frage anders stellen: Wie verändert KI den Innovationsprozess an sich? Antwort: Massiv. KI ist Taktgeber, Toolbox und Beschleuniger in einem. Man könnte fast sagen: Ist keine KI drin, dann ist es keine Innovation. KI ist Innovation. Meine Prognose: Unternehmen und Organisationen, die KI effektiv einsetzen, werden noch schneller neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln, da sie Daten in Echtzeit analysieren und Trends passgenau vorhersagen können.


Was wäre für dich ein wünschenswertes Tool, welches dir lästige Arbeit abnehmen könnte und für was würdest du es nutzen?

Ein Aufräum- und Lüftungsroboter für das Zimmer meines Teenager-Sohnes.


Text Bild 1 1 v5

Du willst tiefer in das Thema KI eintauchen? Dann besuche unser KI-Camp. Nach unserem zweitägigen Workshop wirst du ein tiefgreifendes Verständnis für Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungen in der Content-Erstellung haben. Außerdem wirst du praktische Erfahrungen mit KI-Textgeneratoren sammeln und innovative Techniken wie Prompting für dich nutzen können. Schließlich wirst du Einblicke in die Mensch-Maschine-Interaktion sowie rechtliche Aspekte bei der Arbeit mit generativer KI erhalten. Nächster Termin: 26. & 27. März 2024. Hier geht es zum Camp.