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WEITERBILDUNG / MEDIA INNOVATION PROGRAM

JIP: Fünf Fragen an... Veliko Kardziev

von KRISTINA KABA am 05.08.2021

JIP Veliko Kardziev

Veliko Kardziev (28), ist Projektleiter beim KATAPULT-Magazin, ein Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft. Das Magazin bebildert Themen und Studien ausschließlich mit Grafiken. Ziel ist es, der breiten Bevölkerung wissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse anschaulich zugänglich zu machen. Veliko studierte Wirtschaftswissenschaften mit Umweltmanagement und Energiewirtschaft im Hauptfach an der Universität Dresden und machte danach ein Volontariat als Aufnahmeleiter beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seit April 2020 ist er Projektleiter bei KATAPULT und kümmert sich dort um Vertrieb, Produktion „ein bisschen Kultur und vielleicht bald Podcasts“.


Wie kommt man darauf, in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) einen Verlag zu gründen?

Warum nicht in Greifswald? Die Erfahrung mit dem Magazin hat uns gezeigt, dass man gar nicht unbedingt eine Großstadt im Rücken braucht, um zu gründen. Wir haben unsere Redaktion, die auch an den meisten Büchern beteiligt ist, vor Ort und sonst sind alle wichtigen Partner*innen und Firmen online jederzeit erreichbar. Auch die Coronapandemie hat in der Arbeitswelt nochmal gezeigt, dass nicht das “wo” wichtig ist, sondern vielmehr die Idee, die umgesetzt werden will.

Ihr habt mit „Katapult MV“ eine eigene Lokalzeitung in Mecklenburg-Vorpommern gegründet und plant eine eigene Schule für Journalist*innen. Wie schafft ihr es, als Team innovativ zu bleiben? Wie erfindet ihr euch immer wieder neu?

Treibende Kraft ist meistens das Erkennen veralteter Strukturen und Monopole und das Ziel, diese zu durchbrechen. Es gibt aktuell wenig Diversität bei Lokalzeitungen. Meistens gehören selbst die wenigen Marktführenden in Deutschland noch zum gleichen Verlag. Wir erfinden ja nichts wirklich neu, aber wir versuchen, Alternativen anzubieten und das in unserem eigenen “katapultigen” Stil.

Ihr macht vieles anders als herkömmliche Medien: euer Magazin erscheint nur gedruckt und nicht digital, ihr finanziert euch vorwiegend über Gemeinnützigkeit und Abos und nicht über Anzeigenkunden – was ist der Grund dafür?

Von Anfang an war der Gedanke, dass ein Magazin mit Karten gedruckt werden muss. Für uns ist es einfach nochmal ein ganz anderes Gefühl, die Arbeit am Ende einer langen Produktionszeit in den Händen zu halten, anstatt nur am Bildschirm durchzuscrollen. Auch bei den Leser*innen denken wir: Man wischt einmal durch die PDF und dann nie wieder. Ein Magazin liegt aber auf dem Wohnzimmertisch und kann immer und immer wieder durchgeblättert und weitergegeben werden. Im Heft versuchen wir unsere Anzeigen so gering wie möglich zu halten. Komplett ohne kommt unser Magazin leider auch nicht aus, aber wir wählen sie sehr gezielt aus und versuchen uns sehr zu beschränken. Bei 100 Seiten Magazin kann es einfach nicht sein, dass man 10 Seiten für Fremdwerbung “verschwendet”. Um das zu erreichen, haben wir anfangs auch Spenden gesammelt. Ich denke die Leser*innen merken, wie viel Motivation dahintersteckt und genießen die “Werbefreiheit” im Magazin.

Über das Thema „Printsterben“ könnt ihr nur müde lächeln, denn eure Auflagenzahlen steigen stetig, in großen Sprüngen – wer sind eure Leser und was macht ihr anders?

Wir versuchen, keine Zielgruppe direkt anzusprechen, sondern eine möglichst breite Leserschaft von unseren Inhalten zu überzeugen. Gerade unsere große Reichweite in den sozialen Netzwerken lässt aber auch vermuten, dass wir eher von jüngeren Menschen gelesen werden. Ich denke, es kommt gut an, dass wir Themen anders aufgreifen und verarbeiten. Wir lesen beispielsweise Studien und fragen uns: “Was hat mich daran jetzt überrascht?” und basteln daraus dann eine Karte oder größere Artikel. Gerade durch unsere Grafiken lassen sich viele komplizierte Sachverhalte auf einen Blick verstehen.

Du bist Coach beim neuen Journalism Innovators Program (JIP) an der HMS – was können die Innovators von deinem Coaching erwarten?

Ich möchte versuchen, die Antriebskraft von KATAPULT an die Teilnehmenden heranzutragen. Meistens heißt es bei uns “einfach mal machen”. Angepasst und verfeinert wird meistens erst später. Dieser Mut zu Fehlern hat bisher gut funktioniert und uns weit gebracht.