Ein Blogbeitrag zum Podiumsgespräch „Frag die „Lügenpresse“
Montagabend in Dresden. Immer wieder ziehen Demonstranten der Pegida-Bewegung am Haus der Presse vorbei. „Schämt Euch!“ brüllen sie und „Lügenpresse!“. Das Haus der Presse ist die Heimat der „Sächsischen Zeitung“, der größten Regionalzeitung im Osten Sachsens.
„Eine Lüge ist eine vorsätzliche Verbreitung von Unwahrheit“, sagt Uwe Vetterick, Chefredakteur der Sächsischen Zeitung (SZ). Gerade beim Thema Pegida halte sich seine Redaktion an den Pressekodex und „schreibe, was ist“. Berichterstattung mit Augenmaß, das ist das Eine. Das Andere betrifft die Meinungsvielfalt, und die ist den Redakteuren wichtig. Deshalb lassen sie Aktivisten der Pegida wie auch Mitläufer im Blatt zu Wort kommen.
Im Gespräch mit Michael Haller, dem Forschungsgangleiter Journalismus der Hamburg Media School, berichtet Vetterick offen und differenziert über die Erfahrungen seiner Dresdner Lokalredaktion. Zu diesen gehören auch die mehr als zweitausend Hassmails, die im Laufe des letzten Jahres bei ihr eintrafen. Mehrere hundert hat der Chefredakteur persönlich beantwortet und darauf geachtet, stets höflich zu bleiben und besserwisserische Töne zu vermeiden. Das habe zu erstaunlichen Reaktionen geführt, weil sich die empörten Briefschreiber ernst genommen fühlten, erzählt Vetterick. Für ihn und seine Redaktion sei dies ein Jahr des permanenten Lernens gewesen.