NDR non-linear: Das ist die Audio-Strategie des Norddeutschen Rundfunks

Norbert Grundei ist Leiter des Programmbereichs Audio-Strategie beim Norddeutschen Rundfunk, zu dem beispielsweise N-JOY und das Audio Lab THINK AUDIO gehören. Er hat unter anderem das „Coronavirus-Update“ mit Christian Drosten ins Leben gerufen. Für das Blog-Team des Studiengangs Digital- und Medienmanagement teilte er spannende Insights über vergangene und geplante Entwicklungen im Bereich Audio beim NDR.

Norbert Grundei leitet beim NDR unter anderem den Think Tank THINK AUDIO.

Wie baue ich einen erfolgreichen Podcast auf? Lernen vom NDR

Norbert Grundei ist bereits ein alter Hase im Audio-Bereich. Bevor er die Leitung für die Audio-Strategie beim NDR übernahm, arbeitete er viele Jahre als Programmchef bei N-JOY und war zusätzlich an der Entwicklung des Content-Netzwerks funk beteiligt. Voice ist aus seiner Sicht ein sich beständig entwickelndes Thema, weshalb er sich schließlich entschied, seinen Fokus auf non-lineares Audio zu legen.

Ein unumgängliches Framework, das Norbert Grundei für die Entwicklung neuer Formate anführt, ist die „Jobs-To-Be-Done“-Theorie nach Clayton Christensen. Sie besagt, dass jedes Produkt einen funktionellen, emotionalen sowie sozialen Job erfüllen soll – und das ist die Devise für die Audio-Produkte des NDR. Ein absolutes Erfolgsbeispiel hierfür ist der Podcast „Coronavirus-Update“, welcher Anfang 2020 startete und dessen (vorerst) letzte Folge Ende März erschienen ist. Der NDR erkannte früh, dass die Corona-Pandemie eine Phase der Unsicherheit und Ungewissheit mit sich bringen würde und die Leute daher ein Produkt benötigen, dass Sicherheit durch Wissen vermittelt und das einen im sozialen Austausch weiterbringt. Und so kreierten sie einen der erfolgreichsten Podcasts in Deutschland.

Aktuell finden beim NDR einige Umstrukturierungen im Audio-Bereich statt: Das übergeordnete Ziel ist es, mithilfe des Audio-Labs eine zentrale Portfolio- und Strategie-Planung zu schaffen. Es soll hierbei ein jüngeres Publikum angesprochen und somit neue Zielgruppen erschlossen werden. Dafür müssen entsprechend passende Programme kreiert werden, auch die weitere Verknüpfung von Audio- und Video-Produkten wäre möglich. Ein wichtiger Aspekt in diesem Change-Prozess ist es, alle Beteiligten zu befähigen, hochqualitative Podcasts zu produzieren, denn die auditive Qualität ist für den NDR ein wichtiges Erfolgskriterium. Außerdem steht bei möglichen neuen Formaten immer die Abwägung von Risiko und potenzieller Reichweite im Fokus – ein guter Mix aus traditionellen und experimentellen Formaten entscheidet hierbei über den Erfolg eines Innovationsportfolios.

Für Grundei stellt eine gut geführte Diskussion in interdisziplinären Teams bei der Entscheidung für oder gegen neue Formate ein wichtiges Kriterium dar. Dazu kommt, so nennt er es, eine „Annahme mit Vertrauensvorschuss“: Bei der Kreation von neuen Formaten werden erst Themen diskutiert und festgelegt, die begründet von Interesse sein könnten. Dann wird deren Relevanz durch Befragungen in den Zielgruppen überprüft. Diese Marktforschung will der NDR weiter ausbauen, genauso wie die tatsächliche Reichweiten-Messung von Podcasts. Hier liefern die bekannten Podcatcher nicht das Ausmaß an einer Datengrundlage, das Grundei sich zukünftig vorstellt.

Abschließend gibt es sogar noch Tipps für alle, die schon einmal darüber nachgedacht haben, selbst einen Podcast zu starten: Podcast-Episoden sollten immer einen aktuellen Bezug für die Hörer:innen enthalten, um interessant zu sein. Als Host:in sollte man außerdem keine Scheu davor haben, auch mal blöd dazustehen. Es wird nicht verlangt, immer die perfekte Antwort für alles parat zu haben. Viel wichtiger ist es, authentisch und offen zu sein und neugierig Fragen zu stellen. Wenn man Interviews oder Gespräche führt, sollte man sich gut vorbereiten und für die Person, mit der man redet, Zeit nehmen. So entsteht ein ehrlicher Austausch.

Vielen Dank an Norbert Grundei für die spannenden Einsichten in die non-lineare Audio-Welt beim NDR!