Der DJF-Alumnus und Journalist bei der Deutschen Welle, Mu Cui, hat mit einem Team einen neuen Podcast aufgesetzt: „Welt.Macht.China“ ist der Name, der schon alles transportiert. Was macht China zur Weltmacht - und wie viel China steckt in Europa? Dieser neue ARD-Podcast schildert, was die Menschen in China bewegt, aber auch die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen mit uns in Europa. Im Interview spricht Mu über die Idee, Umsetzung und die ersten Erfolge.
WEITERBILDUNG / MEDIA INNOVATION PROGRAM
"Mit unserem Podcast Welt.Macht.China schließen wir eine Lücke auf dem Markt"
Es gibt nicht viele journalistische Projekte oder gar Podcasts über China – aus deutscher und europäischer Sicht. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Mu Cui: Genau aus diesem Grund. Es gibt nur wenige journalistische Angebote zu China. Ich komme selbst aus China und bin seit meinem Volontariat 2014 als freier Mitarbeit bei der Deutschen Welle in der China-Redaktion tätig. Ich habe also viel mit China zu tun. Aber in deutschen Medien kommt oft das Warum bei Berichten über mein Heimatland zu kurz. Viele Sachverhalte werden nicht tief genug erläutert, obwohl diese Erklärungen wichtig wäre, um Dinge zu verstehen. Das hat oft zeitliche Gründe – und genau das wollen wir mit dem neuen Podcast ändern. Wir nehmen uns darin die Zeit für das Warum.
Wie ist es dann mit dem Projekt weitergegangen?
Mu: Ich bin gut vernetzt und habe mich anderen Kolleg*innen und Korrespondent*innen darüber gesprochen. In der ARD haben wir eine Schatzkammer an Wissen über China, viele Expert*innen arbeiten dort. Daraus wollten wir also etwas machen. Eben auch weil wir ziemlich schnell festgestellt haben, dass es im deutschsprachigen Raum keinen Podcast über China gibt. Nun – zwei Jahre später – gibt es ihn. "Welt.Macht.China" schließt eine Lücke auf dem deutschen Podcastmarkt. Und möglich macht das eben auch die gebündelte China-Expertise der ARD: Für "Welt.Macht.China" arbeiten aktuelle und ehemalige China-Korrespondent*innen und China-Kenner*innen. Gemeinsam schaffen wir einen umfassenden Blick auf das "Reich der Mitte".
Wer ist mit an Bord?
Mu: Als Moderator*innen wechseln sich die in Hongkong geborene Journalistin Hang-Shuen Lee (Deutsche Welle) und Steffen Wurzel (SWR) ab. Steffen war sechs Jahre lang Korrespondent im ARD-Studio Shanghai. Das Redaktionsteam besteht darüber hinaus aus den beiden aktuellen China-Korrespondenten Eva Lamby-Schmitt (MDR) und Benjamin Eyssel (rbb) sowie den ehemaligen China-Korrespondentinnen Ruth Kirchner (rbb) und Astrid Freyeisen (BR) und mir, im Podcast Cui Mu genannt – das ist die chinesische Aussprache. In Europa ist es genau umgekehrt: Mu Cui.
Waren denn alle sofort begeistert von eurer Podcast-Idee?
Mu: Begeistert, ja. Dann standen aber auch viele Fragen im Raum. Um diese zu beantworten, hat uns auch meine Zeit beim DJF sehr geholfen. Wir haben zunächst eine Marktanalyse durchgeführt, das habe ich im Fellowship gelernt. Wir haben das dadurch alles selbst stemmen können, haben Umfragebögen angelegt, diese verteilt, Daten gesammelt und dann analysiert. Daraus sind Personas entstanden, die wir immer weiter geschärft haben. Das war für uns das Fundament, den Podcast aufsetzen zu können. Und die Klickzahlen zeigen, dass die Entscheidung richtig war.
Wie sind die Klickzahlen?
Mu: Wir hatten bereits eine Woche nach dem Start mit unserer Pilot-Folge mehr als 35.000 Klicks. Damit haben wir selbst nicht gerechnet – überwältigend war und ist das! Das Thema China interessiert viele Menschen, wir sprechen Nutzer*innen von Mitte 20 bis Mitte 50 an, die allgemeines oder auch berufliches Interesse an China haben. Im Zwei-Wochen-Rhythmus produzieren wir die Folgen.
Was sind Themen, die ihr besprechen wollt?
Mu: In der ersten Folge ging es um Null-Covid-Strategie in China, in der zweiten Folge haben wir uns dann mit der deutsch-chinesischen wirtschaftlichen Abhängigkeit auseinandergesetzt. Da habe ich eine mittelständische Firma in Westfalen besucht die ziemlich viel China-Geschäfte hat. Meine KollegInnen haben dann mit Interview-Ausschnitten von ExpertInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Gesamtlage analysiert. Weitere Themen in der ersten Staffel sind zum Beispiel Chinas Rolle in globalen Krisen, Hongkong 25 Jahre nach der Rückgabe Großbritanniens, aber auch europäische Klischees mit Blick auf China.
Das klingt sehr spannend. Es ist toll, dass ihr diesen Podcast auch mithilfe der HMS aufsetzen konntet.
Mu: Ja, der HMS und dem Digital Journalism Fellowship danke ich dafür sehr. Die Weiterbildung hat nicht nur großen Spaß gemacht, sondern auch Wissen vermittelt, das ich direkt bei dieser Idee anwenden konnte. Ohne zum Beispiel das Know-how zur Marktanalyse und der Erstellung von Personas und Zielgruppen wären wir noch nicht so weit.