Clickbaiting? Nein, Wissenschaft! Wie diese drei Buzzwords und unsere Media-Bias-Forschung zusammenpassen, erkläre ich euch in diesem kleinen Beitrag.
Als Medienökonomen wissen wir, dass Aufmerksamkeit ein wichtiger Faktor für den Nachrichtenkonsum ist. Und wir wissen auch, dass Medienproduzenten ihre Angebote manchmal an den Präferenzen ihrer Leser ausrichten. Wir vergessen jedoch manchmal, dass unser Forschungsfeld neben wissenschaftlichen Erkenntnissen tatsächlich auch spannende Geschichten zu erzählen hat. Das beweist der zweitägige Workshop von dem wir gerade zurückgekommen sind.
Zum Hintergrund: Sabrina, Marcel, Verena von der Universität Hamburg und ich haben uns vergangenen Woche in das schöne Lausanne am Genfersee aufgemacht, um dort den „2nd Economics of Media Bias Workshop“ durchzuführen. Gefördert von der DFG haben wir uns zwei Tage gemeinsam mit Top-Ökonomen aus aller Welt mit dem Thema verzerrte Berichterstattung auseinandergesetzt. Die 14 Vorträge und 2 Keynotes deckten dabei ein breites Themenspektrum ab, wobei die (verzerrte) Darstellung von Sachverhalten in den Medien, mögliche Ursachen und deren Einfluss auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft im Vordergrund standen. Und was hat das nun alles tatsächlich mit Skandalen, Strafen und Bomben zu tun?
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / FORSCHUNG
Promiskandale, Rekordstrafen, Bomben
Marcel und Verena haben eine gemeinsame Arbeit vorgestellt, in der es, vereinfacht gesagt, um den Uli-Hoeneß-Effekt geht. Sie untersuchen, ob die Medienberichterstattung zu prominenten Steuerverfahren (Uli Hoeneß, Oliver Kahn, Nadja Auermann…) einen Effekt auf die Anzahl von Selbstanzeigen hat. Die Idee dahinter: Durch die Medien werden warnende Beispiele in die Öffentlichkeit gebracht und dies führt zu Konsequenzen bei anderen Steuersündern.
Um Rekordstrafen der EU-Kommission geht es in einem gemeinsamen Projekt von Sabrina und Marcel, das sich mit knapp 100 europaweiten Kartellverfahren beschäftigt. Die beiden untersuchen, wie die verfahrensbegleitende Berichterstattung der EU ausfällt und ob es signifikante Unterschiede in Umfang oder Timing für die verschiedenen Fälle gibt und ob es sogar Effekte auf die Höhe der Strafe gibt. Kurz gesagt: Lässt sich die EU zum einen durch die Berichterstattung beeinflussen? Und zum anderen, beeinflusst sie ihre eigene Berichterstattung strategisch?
Um Rekordstrafen der EU-Kommission geht es in einem gemeinsamen Projekt von Sabrina und Marcel, das sich mit knapp 100 europaweiten Kartellverfahren beschäftigt. Die beiden untersuchen, wie die verfahrensbegleitende Berichterstattung der EU ausfällt und ob es signifikante Unterschiede in Umfang oder Timing für die verschiedenen Fälle gibt und ob es sogar Effekte auf die Höhe der Strafe gibt. Kurz gesagt: Lässt sich die EU zum einen durch die Berichterstattung beeinflussen? Und zum anderen, beeinflusst sie ihre eigene Berichterstattung strategisch?
Welche interessanten Analyseansätze die Forscher noch wählen, zeigen zwei weitere Arbeiten von Maja Adena und Kollegen sowie dem Team um Francesco Sobbrio. Beide beschäftigen sich mit dem Einfluss des Radios während des ersten Weltkriegs auf Widerstand und Propaganda. Dabei benutzt Adena die geographische Verteilung von Bombenabwürfen und setzt diese in Verbindung mit Widerstandsbemühungen und Radioempfang. Sobbrio hingegen bezieht den Einfluss von Sonnenflecken mit ein. Denn: Die Sonne beeinflusst tatsächlich die Verbreitung von Radiowellen, was im Gegenzug einen Effekt auf die Verbreitung von Nachrichten in Kriegsgebieten hat und wiederum zu veränderten Widerstandsbemühungen führen kann.
Diese Erzählung kann man fast endlos fortsetzen, beispielsweise um Korruptionsgeschichten in Italien, Propagandamaßnahmen in Venezuela oder Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz. Doch für jetzt soll es reichen, denn wir wissen auch, dass zu lange Artikel weniger häufig gelesen werden.
Diese Erzählung kann man fast endlos fortsetzen, beispielsweise um Korruptionsgeschichten in Italien, Propagandamaßnahmen in Venezuela oder Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz. Doch für jetzt soll es reichen, denn wir wissen auch, dass zu lange Artikel weniger häufig gelesen werden.