Sie haben beide den Schritt gewagt und sind sehr erfolgreich damit: die Gründer*innen Sara Nuru und Khesrau Behroz. Sie haben in der JIP: OPEN SESSION ihre Geschichten hinter den Startups nuruCoffee und nuruWomen sowie Undone erzählt. Eins wurde schnell klar: Es ist immer schön, wenn man Dinge teilen kann – Positives wie Negatives, eine Gründung mit einer Partnerin oder einem Partner an der Seite hilft. Spannend waren auch die größten Fuck-ups von Sara und Khesrau während der Gründung und wie sie ihren Purpose gefunden haben. All das erzählten sie im Gespräch mit Journalist und Moderator Richard Gutjahr.
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Sara Nuru und Khesrau Behroz übers Gründen: „Zu zweit ist es leichter“
Es sind zwei Geschichten, die so unterschiedlich und doch so gleich sind. Khesrau Behroz, Journalist und Gründer der Produktionsfirma Undone – unter anderem bekannt durch die Podcastreihe „Cui bono“ – ist mit seinen Eltern aus Afghanistan geflüchtet und sagt über den Grund seiner Gründung: „Ich baue hier etwas für mich auf – in einem Land, in dem mir nichts gehört.“ Und Unternehmer*innen hätten ihn immer fasziniert. Aber er macht auch klar, dass er alleine wohl nicht gegründet hätte. Mit seinem besten Freund Patrick Stegemann hat er den Schritt gewagt. Denn: „Teilen ist immer gut – ob Positives oder Negatives.“
„Spenden sind nichts Langfristiges“: Sara Nuru gründet ein social business
Auch Sara Nuru, bekannt als Siegerin der Sendung „Germany’s Next Topmodel im Jahr 2009, hat als Unternehmerin eine Partnerin an ihrer Seite, auf die sie vertrauen kann – ihre Schwester Sali. Gemeinsam haben sie ein social business aufgebaut, das sich für starke Frauen in Äthiopien, dem Heimatland ihrer Eltern, einsetzt. „50 Prozent der Gewinne von nuruCoffee, mindestens ein Euro pro Kilogramm, fließen in unsere äthiopischen Frauenprojekte von unserem dafür gegründeten Verein nuruWomen.“ Es ginge nicht darum, erzählt Sara, eine weitere Entwicklungsorganisation für das Land zu gründen – davon gebe es viele. Aber Spenden seien nichts Langfristiges, darum hat sich das Schwesternteam für ein social business entschieden und mit den Unternehmensgewinnen Frauen zu fördern.
Die Kommunikation ans Team ist besonders wichtig
Gründen ist nicht leicht, auch das wird in dem Gespräch deutlich. Denn Moderator Richard Gutjahr fragt nach dem größten Fuck-up ihres Business. „Der erste Jahresabschluss unseres Unternehmens jetzt gerade“, sagt Khesrau scherzend, präzisiert die Antwort dann aber noch: „Eigentlich hat man als Unternehmer kleinere Fuck-ups am laufenden Band, sonst lernt man ja auch nichts.“ Was er schnell gemerkt hat: Communication is key. Regelmäßig macht er mit seinem Co-Geschäftsführer Mediationsgespräche, in denen sie alles sagen können, was sie stört; außerdem fahren sie immer wieder für ein Wochenende raus aufs Land, um sich zu fokussieren und ihre Arbeit zu reflektieren. Aber auch die interne Kommunikation ans Team ist für Khesrau wichtig. „Es ist nicht immer leicht, alle abzuholen, aber es ist nötig.“ Sara hat sich mit ihrer Schwester Sali zu lange zu sehr unter Druck gesetzt. „Wir haben viel nach links und rechts geschaut und uns an anderen Startups orientiert, aber das ist nicht nötig. Jeder findet seinen Weg in seinem Tempo.“
Den eigenen Purpose finden und behalten: „Hört auf euch und schreibt die Ziele auf“
Für Sara ist die Antwort auf die Frage, wie sie den Purpose ihres Unternehmens und Handels gefunden hat, ganz klar: „Man spürt die Berufung innerlich und weiß, was zu einem passt. Es ist viel leichter Ja zu schnellem Geld, zu Venture Capital, zu sagen, aber es ist wichtig, auch selbstbewusst Nein zu sagen, Dinge abzulehnen, die sich nicht gut anfühlen.“ So verliere man sich und seinen Purpose nicht. Khesrau und sein Mitgründer Patrick haben ein Statut aufgeschrieben. Darin stehe alles, was den beiden wichtig ist und das reflektieren sie regelmäßig.
„Verkauf zunächst nichts, sondern lass dein Produkt sprechen“
Der Erfolg von den beiden Gründer*innen kam – doch wie gelang das eigentlich? Storytelling spielt dabei eine große Rolle. Sara und Sali erzählen die Geschichte ihres Startups vor allem online, auf ihrer Homepage, in Social Media – „auch Podcasts sind für uns wichtig. Überall dort, wo wir erklären können, was wir machen, sind wir. Im Geschäft steht unser Kaffee neben ganz vielen anderen Kaffeemarken. Darum setzen wir vor allem aufs Digitale.“ Das ist bei Khesrau ähnlich. „Wenn wir einen neuen Podcast produzieren, spreche ich gerne Menschen an, von denen ich weiß, dass sie unsere Arbeit zu schätzen wissen. Ich schicke ihnen vorproduzierte Folgen. Meistens teilen sie diese, schreiben oder sprechen darüber. Sie sind für uns sozusagen Schallverstärker.“ Damit das gelingt, sei es wichtig, zunächst nichts verkaufen zu wollen, sondern das Produkt sprechen zu lassen. So schaffe man organisches Wachstum. Beide besuchen aber auch gerne andere Podcasts und Formate, um über ihre Arbeit und das Unternehmen zu sprechen. Auch das schaffe Aufmerksamkeit und Reichweite.
Die vielen Fragen in der JIP:OPEN SESSION haben gezeigt, wie viele Medienmenschen an Gründungen interessiert sind. Die Einblicke, die Sara Nuru und Khesrau Behroz gewährt haben, haben sicherlich auch der einen oder dem anderen Mut gemacht, einen Schritt Richtung Selbstständigkeit und Unternehmertum zu gehen. Wir freuen uns auf viele neue Geschichten!