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Scoopcamp 2020: Sich nicht festfahren, sondern immer Neues probieren

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Eine Online- und Präsenzveranstaltung zugleich: Das Scoopcamp hat sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen – es bot unter Hygieneauflagen 50 Medienschaffenden die Innovationskonferenz face-to-face und veranstaltete gleichzeitig virtuell eine Online-Variante. Diese hybride Veranstaltung konnten Teilnehmende also sowohl per Livestream von zu Hause aus als auch vor Ort besuchen. Nicht nur die journalistische Leitung unseres Digital Journalism Fellowship, Alexandra Borchardt, gab eine Online Masterclass, auch Studierende aus den Studiengängen Digital Journalism und Digital- und Medienmanagement nahmen teil.

Den Scoop Award 2020 überreichte Dr. Carsten Brosda, Hamburgs Senator für Kultur und Medien, virtuell an den renommierten Journalismus-Professor Jeff Jarvis, der aus New York zugeschaltet war und auch die erste Keynote hielt. Dabei gab er spannende Impulse, wie sich der Journalismus künftig entwickeln könnte, und appellierte „Build something new!“. Der Konflikt zwischen Vertriebsplattformen und ihren Interessen im Spannungsfeld mit kritischem Journalismus sei nicht neu. Schon zu Zeiten der englischen Kaffeehäuser im 17. Und 18. Jahrhundert wo viel Zeitung gelesen wurde und auch der Austausch über Neuigkeiten stattfand, waren die Kaffeehäuser schließlich eine eigene Plattform. Heute habe ein Mangel an Angeboten den Nutzer letztendlich dazu gebracht, Neuigkeiten beispielsweise auf Facebook zu teilen und zu diskutieren. Der künftige Journalismus müsse diese Möglichkeiten ebenfalls bieten und auch zuhören, denn nur so könne das Vertrauen in traditionelle Medien wieder gestärkt und der Diskurs verbessert werden. Außerdem sei das Publikum keine einheitliche Masse, sondern einzelne immer Individuen, die auch so gesehen werden müssten; Schlagzeilen wie „Twitter says…“ seien daher eigentlich irreführend.

Der nächste Speaker war Chris Waiting, der später auch die Masterclass der Vor-Ort-Teilnehmenden übernahm. Er stellte sein Geschäftsmodell von theconversation.com vor. Basierend auf Erkenntnissen (vor der Corona-Krise), dass das Vertrauen der Bevölkerung vor allem in die Wissenschaft (und das soziale Umfeld der einzelnen) hoch sei, in Journalismus aber nur unwesentlich höher als in die Politik, haben er und sein Partner ein Modell entwickelt, bei dem die Wissenschaftler*innen selbst mit der Unterstützung von Journalist*innen ihre Artikel schreiben. So wird glaubwürdiges Wissen zugänglich gemacht, was sonst vielleicht unzugänglich wäre, und die Artikel seien dank Creative-Commons-Lizenzen für alle nutzbar. Dabei greife das Unternehmen sowohl auf ein großes Netzwerk an Partneruniversitäten zu als auch auf eine riesige Auswahl englischsprachiger Medienpartner.

Am Nachmittag fanden die Masterclasses statt. Für die Online-Teilnehmer*innen standen sechs verschiedene Workshops zur Auswahl, um von renommierten Medienexpert*innen neuste journalistische Trends zu lernen. Neben Alexandra Borchardt mit ihrer Masterclass „Nutzer*innen zu zahlenden Kund*innen machen“ informierten etwa Patrick Weinhold und Antje Kießler (beide Tagesschau) zum Thema Nachrichten-Content auf Tik Tok oder Anita Zielina von der City University of New York über Best Practices Lokaljournalismus zu monetarisieren aus den USA. Die Stream-Teilnehmenden, die kein Ticket mehr für eine Masterclass bekommen hatten, konnten sich in einer Art Chatroulette per Zufallsgenerator mit anderen Teilnehmenden zu vorgegebenen journalistischen Themen austauschen und netzwerken.

Meinolf Ellers (dpa, die Mitveranstalter des Scoopcamps war), einige kennen ihn wahrscheinlich auch als Dozenten bei uns im Digital Journalism und in der Weiterbildung, moderierte das anschließende Panel mit Christina Elmer (Der Spiegel), Juliane Leopold (ARD-aktuell) und Julia Lumma (Verlagsgruppe Rhein-Main), die Einblicke in ihre Unternehmen gaben und erläuterten, wie die Corona-Krise die Digitalisierung im Unternehmen beschleunigt habe. Ein großer gemeinsamer Newsroom, der die Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen erleichtere, und die Einführung des Dashboards, um immer den Überblick zu haben, welche Inhalte funktionieren, wurden thematisiert. Sich dabei nicht vom Dashboard festfahren zu lassen, Neues zu probieren, unter Berücksichtigung der eigenen Kompetenzen dort stattzufinden, wo die Nutzer*innen sich aufhalten, und sich im Unternehmen gemeinsam auf eine digitale Strategie zu einigen seien dabei die neuen Herausforderungen.

Den Abschluss machte das Panel mit Jessica Staschen (ZEIT-Stiftung), Luca Caracciolo (t3n) und Peter Kropsch (dpa), die die Erkenntnisse des Scoopcamps und auch die Frage, wie Medien in Zukunft relevant bleiben könnten, diskutierten. Neuen Entwicklungen und Plattformen mit einer gewissen Demut zu begegnen und mit dem Publikum in Dialog zu treten, um Userinteressen zu berücksichtigen, seien wichtige Erkenntnisse wie auch die Normalisierung von Videokonferenzen, um schneller zu arbeiten.

Insgesamt war das hybride Scoopcamp eine spannende Veranstaltung mit viel Input sowohl für unsere Teilnehmerin vor Ort als auch für die Teilnehmer*innen vor den Bildschirmen zu Hause mit einer gelungenen Masterclass etwa von Alexandra Borchardt.