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DIGITALER JOURNALISMUS

Studieren aus der Schweiz – Interview mit DJ-Alumna Nadine Klopfenstein Frei

N Klopfenstein

Wie ist es eigentlich in der Schweiz zu wohnen und berufsbegleitend an der Hamburg Media School zu studieren? Und was, wenn ich mit meinem Abschluss im Master „Digitaler Journalismus“ promovieren möchte? Unsere DJ-Alumna Nadine hat genau das gemacht, arbeitet an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und macht ihren PHD am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen, spricht über die Kooperation von ZHAW und HMS und gibt Tipps für Studierende.


Stelle dich und deinen Werdegang einmal kurz vor…


Wir nehmen die gerade Linie: Ich bin Nadine Klopfenstein Frei, wohne in der Schweiz, aber meine Eltern kommen aus Ostdeutschland, deshalb hat es mich immer ein bisschen nach Deutschland gezogen. Beruflich habe ich schon einiges ausprobiert: Ich war auf dem Gymnasium, habe eine Lehre gemacht und auch Medizin studiert, bevor ich gemerkt habe: „Nein, ich muss etwas mit Medien machen!“ Also bin ich Journalistin geworden und habe den Bachelor in Kommunikation und Journalismus an der Fachhochschule in Winterthur gemacht. Das war am Institut für angewandte Medienwissenschaft, wo ich auch jetzt arbeite.

Dass ich nun in der Wissenschaft gelandet bin, war dann aber mehr Zufall. Eigentlich wollte ich schon in meinem Job weiterkommen, aber während des Masters wurde mir dann die Stelle an der ZHAW angeboten und dann hat sich das so ergeben. Ich habe gemerkt, dass ich eigentlich sehr gerne forsche und lieber der Praxis sage, was sie zu tun hat, als dass ich die Erkenntnisse umsetzen muss. Da ich mich sehr gern mit den neusten Entwicklungen im digitalen Journalismus beschäftige, habe mich der Forschung zugewandt und nun bin ich in so einem Zwischending aus Kommunikation und Journalismus-Forschung, in dem ich mich total wohlfühle. Ich forsche, wende diese Kenntnisse dann bei Unternehmen an und habe so eine gute Mischung aus Theorie und Praxis in meinem Berufsalltag.


Du hast 2016 bei uns deinen Abschluss im berufsbegleitenden Masterstudiengang Digitaler Journalismus gemacht. Wie kann man sich ein berufsbegleitendes Studium in Hamburg aus der Schweiz vorstellen?


Am Anfang hatte ich das Gefühl „Wow, das ist vielleicht eine große Hürde. Wie mache ich das mit dem Reisen? Und wie klappt das mit den Finanzen?“ Die Schweizer sind ja immer sehr ängstlich, wenn es um ihr Geld geht. Aber dann war alles ganz einfach. Ich habe ein Airbnb ausprobiert und dann mit der Vermieterin ein Arrangement getroffen, dass sie das Zimmer immer mir gibt, wenn ich in Hamburg bin. Die ersten Trimester ist man ja ca. einmal im Monat bei euch und da war das sehr praktisch schnell eine günstige Unterkunft zu haben. Gleichzeitig hatte der Flughafen Zürich ausgebaut und es gingen mehr Flüge nach Hamburg, wodurch auch die Preise sehr günstig waren. Aus Umweltgründen bin ich aber ab und an lieber mit dem Zug gefahren. Das war ziemlich witzig, denn in der Nacht sind oft noch andere Kommiliton*innen zugestiegen und wir konnten zusammen fahren. Das war auch kostentechnisch kein Problem und ich konnte – für die Schweizer immer wichtig – alles von den Steuern abziehen, indem ich die Belege gesammelt habe.

Für mich war die HMS wie meine kleine Insel. In der Firma war sehr viel los, da gerade umstrukturiert wurde und ich in den digitalen Bereich gewechselt bin. Im ersten Jahr habe ich dann sechs Monate pausiert, als ich ein Kind bekommen habe. Das klingt vielleicht ein wenig chaotisch, aber genau das war das Spannende: ein bisschen Praxis, Auslandserfahrung, die Norddeutschen, eine fremde Stadt, neue Impulse, das Kind… Ich habe mein Studium dann auf drei Jahre verlängert, um mit Kind und Job alles gut zu schaffen, und mir hat alles wahnsinnig viel Spaß gebracht. Außerdem habe ich viele Leute kennengelernt, mit denen ich heute noch in Kontakt bin oder über die ich Neuigkeiten über Xing und LinkedIn erfahre. So weiß ich zum Beispiel, dass unsere Berlinerin dann doch noch nach dem Studium nach Hamburg gezogen ist. Diese Connection ist einfach total cool.


Mittlerweile bist du an unserer Partnerhochschule, der ZHAW…


Aktuell darf ich meine Dissertation schreiben und bin schon ein wenig aufgeregt, denn Sonntag reiche ich mein erstes Paper ein. Dabei geht es um Übergänge in der Schulzeit, zum Beispiel bei einem Schulwechsel oder Schulabschluss, und was diese für einen großen Einfluss auf die Mediennutzung haben, denn hier ändern sich die Gewohnheiten sehr stark. Nun steigen wir bald wieder in die Lehre ein – Corona-bedingt jetzt digital – und haben ein schönes Programm zusammengestellt. Wir sind nun sehr gespannt, wie das läuft. Als erster Fachbereich bei uns haben wir auch im letzten Jahr schon eine komplett digitalisierte Prüfung durchgeführt und waren sehr erfolgreich damit. Darum machen wir das jetzt noch einmal. Also man sieht, dass sehr viel in Bewegung ist. Das ist anstrengend, aber auch sehr spannend.


Die ZHAW bietet ein Journalismus-Bachelorstudium an, die HMS ein berufsbegleitendes Masterstudium. Wie kann man sich die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen vorstellen?


Der Austausch zwischen ZHAW und HMS funktioniert sowohl inhaltlich als auch in Form von Netzwerk- und Dozierenden-Austausch. Einige unserer Professor*innen unterrichten an der HMS und zu unserem Journalismus-Tag kommen dann Dozierende von der HMS. Lustigerweise dachte ich immer: Die Schweiz ist klein, deshalb kennen sich hier alle Medienschaffenden- Aber in Deutschland ist das genauso. Das ist einfach super, so vernetzt zu sein.


Den meisten unserer Studis reicht der Masterabschluss, aber was kannst du denen erzählen, die danach auch promovieren möchten?


Die Universität Zürich erkennt den Abschluss an. Er ist also nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz voll anerkannt, sodass du an jeder Hochschule promovieren könntest.

Das Promovieren eröffnet einem noch mehr Ressourcen. So kann ich mich zum Beispiel auch in Sachen Methodik mit noch mehr Menschen austauschen. Außerdem habe ich Zugriff zum Graduate-Campus und kann dort alle Kurse buchen, ganz viele Ressourcen abschöpfen und auch Gelder für neue Projekte gemeinsam mit der Praxis akquirieren. Die eigenen Kompetenzen werden noch einmal erweitert und ausgebaut. Bei mir ist es für die Karriere nicht so wichtig, aber macht fachlich einen großen Unterschied.

Die theoretischen Grundlagen waren mir vorher, als ich in der Praxis gearbeitet habe, nicht so wichtig, aber nun sehe ich, dass sie in vielen Dingen doch helfen. Als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis muss ich beide Sprachen sprechen, damit die Praxis Erkenntnisse aus der Forschung umsetzen kann und die Forschung Lücken schließt, die die Praxis nicht kitten kann. Diese Mischung ist wahnsinnig spannend, aber das muss einem auch gefallen.


Warum kannst du das DJ-Studium auch aus der Schweiz empfehlen?


Network, Network, Network! Inhalt! Inhalt! Inhalt! (lacht) Und Hamburg ist einfach eine wunderschöne Stadt. Ich würde auch jederzeit wiederkommen und ich finde, ihr macht das sehr gut! Eine Mischung aus genügend Input und so viel Praxisbezug, dass man das Gelernte direkt umsetzen kann. Das habe ich wahnsinnig toll gefunden, aber natürlich auch die Leute. Die Studierenden selbst bringen ja auch viel Wissen mit. In verschiedenen Stadien und Altersstufen sieht jeder die Dinge ein wenig anders und man kann diskutieren und sich austauschen. Das war nicht nur lehrreich, sondern hat auch richtig Spaß gebracht.


Zum Abschluss: Hast du einen Tipp für zukünftige Studis?


Einfach anfangen! Denke nicht so viel nach, schreibe dich ein, fang einfach an und du wirst sehen, du nimmst etwas mit. Bei den Sorgen – Finanzen, Reise, für was kann ich das Studium gebrauchen – würde ich sagen: Wenn es gefällt, findet sich der Rest schon. In Deutschland gehen die Hochschulen viel mehr auf die Bedürfnisse der Studierenden ein. Wenn ich ein Problem habe, sei es mit der Zahlung, einem Kurs, einem Termin oder einer Absprache, geht ihr auf uns ein und versucht, das Beste daraus zu machen. Und diesen Willen zur Verbesserung – den finde ich wirklich großartig. Ihr als HMS seid auch einfach sehr agil, denn ihr seid klein und ihr könnt das. Also wer sich für das Studium interessiert und geeignet ist – einfach anfangen!


Freut mich zu hören! Lieben Dank für das Interview.