Jedes Jahr entwickeln unsere DJ-Studierenden im Rahmen der Projektwerkstatt spannende Formate oder Geschäftsideen. Einige stellen wir euch jetzt nach und nach auf unserem Blog vor. Den Anfang machen heute Anja Kopf und Orla Finegan mit ihrer App Die Küchenärztin.
Beschreibt doch einmal kurz eure Idee.
Anja: Im Rahmen des Praxisprojekts haben wir eine App entwickelt, die wir Die Küchenärztin genannt haben. Alle, die schon einmal Eat smarter oder andere Rezept-Apps genutzt haben, wissen, dass man dort nach Rezepten suchen und filtern kann. Unsere App berücksichtigt dabei vor allem Menschen, die Krankheiten oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben. Kern der App ist also ein spezieller Filter, den es so in anderen Apps nicht gibt.
Was war eure Motivation, warum habt ihr euch dieses Projekt ausgesucht?
Anja: Orla und ich arbeiten beide beim Wort & Bild Verlag, einem der größten Gesundheitsverlage in Deutschland. Und zum Thema Gesundheit gehört eben auch das Thema Ernährung. Wir haben im Verlag einen sehr, sehr großen Rezept-Fundus und damit wollten wir etwas machen.
Orla: Genau, wir wussten, dass es dieses umfangreiche Rezepte-Archiv gibt – zum Beispiel aus den Rezeptstrecken im Senioren Ratgeber – und dachten, da könnte man gut ansetzen. Und wir wollten ein Projekt entwickeln, das auch unserem Verlag nutzt und realistisch umzusetzen wäre.
Wie seid ihr dann bei der Entwicklung von der Idee und den ersten Steps bis hin zur Abgabe des Praxisprojekts vorgegangen?
Anja: Eigentlich haben wir erst einmal angefangen, gemeinsam Kaffee zu trinken. Nee, im Ernst: Wir haben uns eine Routine geschaffen, um dieses Projekt voranzubringen und uns dafür erstmal jeden Freitag getroffen. Praktischerweise ging das, wir wohnen ja in der gleichen Stadt.
Orla: Für das begleitende Praxisseminar im Februar sollten wir ja bereits ein Exposé mitbringen, in dem die Idee umrissen war: Was wollen wir? Was ist das Ziel? Wer ist die Zielgruppe? Darüber haben wir uns lose schon seit November Gedanken gemacht. Nach dem Seminar haben wir die Idee weiter geschärft. Die besten Ideen, zum Beispiel zum Logo und zum Namen, sind uns übrigens immer bei Spaziergängen gekommen. Das wird ja immer empfohlen, um die Kreativität anzukurbeln – dass es funktioniert können wir jetzt bestätigen.
Auch die Marktanalyse kurz nach dem Auftaktseminar war sehr entscheidend. Da haben wir geschaut: Welche Apps und Webseiten gibt es zum Thema. Die haben wir dann systematisch analysiert und notiert, was gut und was weniger gut funktioniert, welche Features unsere Apps auch bekommen soll oder was wir auf jeden Fall besser machen möchten. Wir hatten sogar eine sehr kleine App gefunden, die unserer Idee sehr nahe kam. Das hat den Blick auf das ganze Projekt noch einmal entscheidend beeinflusst.
Anja: Das alles haben wir in einem Mock-up zusammengegossen. In dieser Phase sind wir dann auch recht schnell auf Die Küchenärztin gekommen. Denn wir wollten einen Namen haben, der Kochen, bzw. Küche, beinhaltet, in dem der medizinische Aspekt betont wird und der auch den Servicecharakter abbildet. Weil die App von uns zwei Frauen entwickelt wurde, wurde es dann die Ärztin. So ging es Schritt für Schritt weiter, bis wir ein mehr oder weniger fertiges Produkt hatten.
Orla: Wir haben uns bei sämtlichen Schritten auch immer Beratung geholt. Zum Beispiel bei einer Ökotrophologin in unserem Verlag, von der wir wissen wollten, worauf es ankommt, wenn man unsere vorhandenen Rezepte nachträglich noch einmal auf die Inhaltsstoffe und Allergene überprüfen muss. Eine UX-Designerin hat uns zu unserem Klick-Dummy nochmal Feedback gegeben und Anja hat noch mit zwei App-Entwickeln gesprochen.
Anja: Richtig. Die haben uns erklärten, wie aufwendig und teuer es wäre, so eine App umzusetzen und wie die Technik dahinter funktioniert. Außerdem haben wir auch mit Freund*innen und Bekannten darüber gesprochen. Dabei sind wir auf viel Interesse gestoßen.
Orla: Die größte Herausforderung war, nachdem wir bei der Marktanalyse so viele tolle Features in anderen Apps gesehen und viele eigene Ideen hatten, alles in Einklang zu bringen. Wir haben uns schließlich entschlossen, uns auf die wichtigsten Funktionen zu fokussieren, die wir mit Launch herausbringen wollen, und das Produkt so offen konzipiert, dass die anderen Ideen mit weiteren Updates integriert werden könnten.
Gab es noch andere Herausforderungen?
Orla: Es hat uns fast verunsichert, dass alles so glatt lief. Aber wir hatten diese ganz klare Idee am Anfang und wir wussten, wohin wir wollen. Das hat den weiteren Weg geebnet und der Rest war dann nur noch ein wenig Hin- und Herüberlegen: Brauchen wir dieses oder jenes?
Anja: Ja, es lief wirklich sehr reibungslos. Und weil es viel Spaß gemacht hat, hat man auch gern viel Zeit in das Projekt investiert und ist sehr lösungsorientiert an die ganze Sache herangegangen. Im Prinzip hatten wir nur positive Lernerfolge. Die Teamarbeit war sehr hilfreich, um sich auszutauschen, sich Expert*innen ins Boot zu holen und die Konkurrenzanalyse zu machen. Okay, die ähnliche App hat uns kurzzeitig etwas demotiviert, aber dann…
Orla: ...dann haben wir gewusst, die andere App macht das zwar schon gut, aber wir können es noch besser machen. Denn wir haben die Ressourcen – die Rezepte – ohne dass wir uns da Investor*innen suchen müssten, und weil der Content schon da ist, können wir das Ganze mit überschaubarem Aufwand umsetzen.
Welche Vorteile hatte es, das Ganze als Praxisprojekt angedockt an das Studium zu machen?
Orla: Die Zusammenarbeit, den Prozess von vorne bis hinten zu durchdenken, skizzieren und durchzuführen, fand ich spannend. Auch die Kontinuität, so dass man sich den Raum nehmen konnte, so lange an einer Sache zu arbeiten, fand ich hilfreich.
Anja: Ja, sonst fehlen Zeit und Möglichkeiten, um solche Projekte ausführlich zu durchdenken. Gleichzeitig hatten wir durch das Seminar eine Anleitung und Nils Grannemann, unseren Dozenten, bei dem wir uns jederzeit hätten melden können. Das gibt Sicherheit.
Was waren eure Haupt-Learnings? Habt ihr Tipps für zukünftige Studis, die ein Praxisprojekt machen?
Orla: Teamwork makes the dream work! Zu zweit Dinge zu durchdenken macht mehr Spaß als alleine und auch, wenn sich Schwierigkeiten auftaten, konnte man kurz darüber sprechen und sie aus dem Weg schaffen. Wahrscheinlich, weil wir sie so schnell lösen konnten, erinnern wir uns kaum noch an Probleme.
Anja: Ein bisschen hat die Studienfahrt, der „Innovation Field Trip“, die aufgrund von Corona ausfallen musste, als Inspiration gefehlt. Denn das Rausgehen-und-Dinge-Anschauen ist bei der Produktentwicklung ganz nützlich. Was auch hilfreich war, war eine sehr klare Idee zu haben. Auch wenn es nicht schlecht ist, gerade am Anfang groß zu denken, sollte man zum Start alle Ideen bündeln und auf den Kern herunterbrechen, um mit einer klaren Idee, dem Ziel und der Zielgruppe vor Augen anzufangen. Größer werden kann es dann immer noch nach und nach.
Vielen Dank euch beiden für das Interview! Jetzt erst einmal viel Erfolg für eure Masterarbeit und ich freue mich, wenn eure App dann wirklich auf den Markt kommt!