Einer von vielen Gründen meinen Masterstudiengang an der HMS zu absolvieren, war unter anderem die Aussicht auf ein Auslandssemester. Schon im Februar, noch vor der Bekanntgabe der Pandemie, entschied ich mich für Spanien. Warum Spanien? Irgendwann soll es mal nach Südamerika gehen, dachte ich mir. Dafür lerne ich nebenbei die Sprache und das geht bekanntlich am besten vor Ort. Meine Entscheidung stand also fest: Im September 2020 sollte es nach Pamplona, Nordspanien gehen – die Vorfreude war groß.
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¡Vamos a España! (während einer globalen Pandemie)
Doch dann kam die Pandemie und alles wurde infrage gestellt. Würde die Universidad de Navarra weiterhin an dem Auslandssemester festhalten? Soll ich wirklich knapp vier Monate in einem Land verbringen, welches am stärksten von der Pandemie betroffenen ist? Würden wir nach Hause kommen, wenn nochmals die Grenzen geschlossen werden? Ganz ehrlich: Meine kleine Vernunftsperson in mir schrie ganz klar: NEIN, geh‘ nicht! Doch noch ein weiteres halbes Jahr zuhause ohne Abwechslung und im Alltagstrott gefangen waren keine Option. Also nahm ich meinen Mut zusammen und so ging es am 27. August Richtung mit einem riesen Koffer und großer Reiselust nach Spanien.
Ich muss gestehen: Von der Stadt Pamplona habe ich vorher noch nie etwas gehört. Falls man sie kennt, dann meist wegen des alljährlichen Bullenrennens, was in der Stadt veranstaltet wird und eine lange Tradition hat (Ich bin jedoch froh, das nicht gesehen zu haben, wenn ich ehrlich sein soll...). So bin ich also ohne jegliche Erwartungen nach Pamplona gekommen und habe mein Herz dort gelassen. Pamplona ist eine lebendige, sehenswerte und vor allem lebenswerte Stadt, die aufgrund von zwei Universitäten das Zuhause von zahlreichen internationalen Studierenden ist. Einmal angekommen wird man mit offenen Armen empfangen, die es einem schwer machen, die Stadt am Ende wieder zu verlassen.
Wie also sieht ein Auslandssemester in Zeiten einer globalen Pandemie aus? Nun ja, weniger actionreich. Aber längst nicht so einsam, wie man es sich vielleicht ausmalen mag. Immerhin waren wir gut 60 Erasmus Studierende, die den Sprung in das Abenteuer wagten. Statt viele gemeinsame Abende und Feiern machten wir uns an den meisten Wochenenden früh auf und entdeckten Navarra, die überaus sehenswerte Natur mit Bergen und Meer und die spanische Kultur. Wegen der Beschränkungen durften wir die Region nicht verlassen. Trotzdem gab es auch so genug zu erleben. Außerdem hielt uns die Uni ganz schön auf Trab: Wöchentliche Assignments, Präsentationen und Tests waren an der Tagesordnung. Ich fühlte mich ein wenig in die Schulzeit zurückversetzt.
Die Uni kristallisierte sich schnell zu unserem Lieblingstreffpunkt heraus. Zum einen, weil wir uns schlichtweg nirgendwo anders gemeinsam drinnen treffen durften, zum anderen, weil sie mit ihrem wunderschönen Campus, umgeben von Bergen und mit einer Architektur zum Staunen, wirklich zum Bleiben einlud.
Aus einem großen Portfolio an unterschiedlichsten Kursen konnten wir unseren Stundenplan selbst zusammenstellen, sowohl mit Kursen auf Englisch als auch auf Spanisch. Vermisst habe ich hier und da den starken Praxisbezug, den wir von der Hamburg Media School gewohnt sind. Nichtsdestotrotz begeisterte mich die Qualität der Lehre, welche definitiv mit der HMS mithalten konnte. Etwas ganz Besonderes für mich in diesem Semester war die Möglichkeit, den Unterricht als Präsenzveranstaltung wahrzunehmen. Mit knapp 10.000 Studierenden hat die Universidad de Navarra es geschafft, ein Hygienekonzept zu implementieren, das es uns erlaubte, den Unterricht vor Ort wahrnehmen zu können. In Zeiten der Pandemie ist dies jedenfalls eines der großen Highlights meines Auslandssemesters.
Ein anderes Highlight war das interkulturelle Miteinander: ob Italien, Honduras, Tschechien, Frankreich oder Australien. Von überall zog es die Erasmus Studierenden nach Pamplona und es haben sich enge Freundschaften entwickelt. Sicherlich hat uns auch die Krise mehr zusammengeschweißt – wir befanden uns alle in der gleichen Situation. Denn so schön eine Stadt und eine Universität auch sein mag, so hängt doch so viel von dem sozialen Miteinander ab.
Es gibt noch so viel mehr zu berichten. Doch letztendlich muss jeder seine eigenen Erfahrungen in einem Auslandstrimester machen. Würde ich es wiederholen? DEFINITIV! Auch wenn die Pandemie zahlreiche Einschränkungen mit sich gebracht hat, bin ich wahnsinnig froh über die Erlebnisse, die ich dort hatte. Gerade in der jetzigen Ruhe, bedingt durch den zweiten Lockdown, denke ich nur allzu gern an die herrlich sonnige und abenteuerliche Zeit in Spanien zurück. Ich bin stolz, dass ich trotz der vielen Stolpersteine dieses Abenteuer gewagt habe und mit einem reich gefüllten Erfahrungsschatz wieder nach Hause gekommen bin.
Wer Interesse hat, kann sich gerne den Auslandspodcast der HMS auf Spotify anhören. Dort berichten Antonia Wolfram, Claudia große Siemer, Frederic Bozada und ich von den Auslandserlebnissen.