Mit der Marke „Red Bull“ verbinden womöglich die meisten Menschen in erster Linie die blau silberne Getränkedose des gleichnamigen Energy Drinks und den weltbekannten Slogan „Red Bull verleiht Flüüügel…“. Dass das belebende Erfrischungsgetränk als Produkt allerdings nur den Kern einer beeindruckend facettenreichen Markenwelt darstellt, vergessen dabei die meisten.
Red Bull hatte mit der Einführung des Energy Drinks nicht nur einen erheblichen Einfluss auf die Getränkebranche, sondern revolutionierte mit einem einzigartigen Marketing-Konzept bekanntlich auch die weltweite Sportbranche und etablierte sich in den letzten Jahren als eines der erfolgreichsten Medienhäuser auf dem österreichischen Markt.
DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE
Von einem Energy Drink, der die (österreichische) Medienbranche revolutionierte
Doch wie kommt es dazu, dass der Marktführer von Energy-Drinks anfängt, Landmagazine zu schreiben, damit zum reichweitenstärksten Magazinverlag Österreichs wird und mit einem weltweit agierenden Multi-Plattform-Unternehmen Stück für Stück den Medienmarkt erobert?
Um uns diese Frage zu beantworten und tiefere Einblicke in die Hintergründe des Mediengeschäfts von Red Bull zu geben, war vor einigen Wochen Andreas Kornhofer, Herausgeber und Geschäftsführer des Red Bull Media House Publishing bei uns an der Hamburg Media School zu Gast.
Der Niederösterreicher hat mit 17 Jahren bei einer Lokalzeitung „in den tiefsten Tiefen der österreichischen Provinz“ angefangen, die Kunst des Schreibens zu erlernen und erkannt, dass hinter qualitativem Journalismus ein echtes Handwerk steckt. Die Zeit im Lokaljournalismus, in der er sich selbst noch als „talentierter Schreiber – schlechter Rechercheur“ bezeichnete, war für ihn sowohl prägend als auch lehrreich und hat ihm seinen erfolgreichen Weg in die Welt der Medien geebnet. So wurde er bereits zu Beginn seiner 20er Jahre Chefredakteur bei der zweitgrößten Tageszeitung Österreichs und blieb dort über acht Jahre hinweg. In den darauffolgenden drei Jahren verschlug es den erfahrenen Journalisten nach Hamburg zum Heinrich Bauer Verlag, bevor er sich - zurück in Österreich - mit der Beratung für Medienhäuser selbstständig machte.
So entstand auch seine Verbindung zum Energy-Drink-Hersteller Red Bull. Kornhofer stand dem Unternehmen drei Jahre lang als selbstständiger Berater zur Seite, da es sich damals zum Ziel setzte, ein Medienhaus – das Red Bull Media House – zu gründen. Warum? Weil er genau das weiter vorantreiben wollte, was er schon seit 1987 tut: Geschichten erzählen. Geschichten vom Gelingen, die durch hochwertiges Storytelling Marke und Geschäft vorantreiben. Denn „wer heute Marketing machen will, muss auch Medien machen“, so Kornhofer bei unserem Gastgespräch.
Das Red Bull Media House wurde schließlich im Jahr 2007 gegründet und ist mit seinen Medienprodukten vom Fernseh- und Audiobereich bis hin zur Digital- und Printbranche national und international unglaublich breit aufgestellt. Bevor man an dieser Stelle allerdings das gesamte Portfolio des Medienhauses auflistet, stellt sich vielmehr die Frage: „Was macht das Red Bull Media House eigentlich nicht?“ Allein im Magazin-Bereich, das sich in dem kaum überschaubaren Imperium des Unternehmens im Red Bull Media House Publishing verorten lässt, wurden sechs verschiedene Marken geschaffen, die sich nicht nur in Form verschiedener Titel, sondern auch crossmedial diversifizieren.
Darunter auch Österreichs Nr.-1-Kaufmonatsmagazin - Servus in Stadt&Land - das von Andreas Kornhofer als Chefredakteur mitentwickelt und am 30. November 2010 zum ersten Mal herausgegeben wurde. Und das, „obwohl sich die Print-Branche seit Jahren selbst ins Koma jammert“, wie dem erfahrenen Journalisten, der durch die Begründung des Magazins fest bei Red Bull verankert wurde, bereits zu diesem Zeitpunkt klar war. Noch heute zeigt sich Kornhofer überraschend ruhig, wenn es für ihn um die Zukunft von Print-Magazinen geht. Er betont sogar, dass er an das Print-Geschäft glaubt - auch wenn es sich bis heute stark verändert hat. Sein Erfolgsrezept ist es, diese Art der Veränderung mitzudenken und Print gar nicht mehr als Massenprodukt, sondern vielmehr als Luxusprodukt zu betrachten, das für einige Zielgruppen und Marken von unschätzbarem Wert sein kann. Dass sich dieses Erfolgsrezept noch heute bewährt, zeigen nicht zuletzt die hohen Auflagenzahlen des beliebten Landmagazines.
Kornhofer hat uns am Ende des Gastgesprächs noch viele weitere Einblicke in die vielseitige Welt und das erfolgreiche Marketing-Konzept des Getränke-Konzerns geliefert und sich bis zum Ende der gegebenen Zeit von unseren neugierigen Fragen durchlöchern lassen. Zu guter Letzt lassen sich noch drei Tipps von Kornhofer festhalten, die sich während des Gastgesprächs eingeprägt haben:#1 Die beste Art, Medien zu lernen, ist es, sich beim Medienkonsum selbst zu beobachten.#2 In der Welt der Medien gibt es keinen Masterplan. Sie ist flexibel und dynamisch, sodass man immer schnell reagieren können muss.#3 “Wer Momo nicht gelesen hat, sollte es unbedingt tun!”