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DIGITALER JOURNALISMUS

Von Print zu Digital – Herausforderungen für den Lokaljournalismus

von LARA BETZ am 22.05.2024

Aktuelle Entwicklungen, Probleme und Perspektiven ebenso wie neue Ansätze des Lokaljournalismus standen Anfang Mai bei der Konferenz „Transformationen des Lokaljournalismus“ in Dortmund zur Diskussion. Organisiert wurde die Veranstaltung, bei der Wissenschaft und Praxis des Journalismus zusammenkamen, vom Institut für Zeitungsforschung, dem Institut für Journalistik der TU Dortmund und dem Verein zur Förderung der Zeitungsforschung in Dortmund e.V.

Prof. Dr. Christopher Buschow, Leiter des Fachgebiets Digitaler Journalismus an der HMS, setzte sich in seinem Vortrag mit dem Ende der Zeitungszustellung auseinander und den Folgen für den Lokaljournalismus – ein Thema, das derzeit viele Verlage umtreibt, die beabsichtigen, bestehende Printabonnent:innen zu Digitalkund:innen zu wandeln. Schon im Frühjahr hatte Buschow zu diesem Thema mit dem Journalist Philipp Dudek gesprochen. Das Interview erschien in dem Dossier „Wie Zeitungen Printabos in Digitalabos wandeln“ des Kress Report.

Hintergrund sind die wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen bei der physischen Zustellung von Zeitungen: eine geringere Zustelldichte aufgrund des Rückgangs von Printabonnent:innen und längere Wege, gepaart mit steigenden Personal- und Energiekosten für die Zustellung. Aus diesen Gründen werden insbesondere ländliche, dünn besiedelte Regionen zunehmend zu unwirtschaftlichen Gebieten. FUNKE Medien Thüringen in der Region Greiz und die MADSACK Mediengruppe in der Prignitz verzichten bereits vollständig auf die Zustellung von Printausgaben und haben auf rein digitale Angebote umgestellt, insbesondere auf ePaper-Abonnements. Doch welche Folgen sind bei durch die Transition von Print zu Digital zu erwarten und wie kann sie bestmöglich gelingen?

In seinem Vortrag berichtete Buschow den internationalen Forschungsstand und diskutierte aktueller Branchenbeobachtungen:

  • Studien von Neil Thurman und Richard Fletcher zeigen, dass die Einstellung eines Printprodukts zu erheblichen Rückgängen in seiner Nutzungszeit von bis zu 80 Prozent führen kann.
  • Printzeitungen etablierten bestimmte Routinen, Verhaltensweisen und Kommunikationsanlässe, was zur Loyalität ihrer Nutzenden führte. Sie bieten Zusatznutzen wie Kreuzworträtsel und Coupons, die nur schwierig in digitale Formate zu übertragen sind. Die Umstellung auf ePaper erfordert ein Umlernen der Nutzenden und ein Aufbrechen ihrer Routinen.
  • Die Umstellung treibt außerdem die Metrifizierung voran, weil Klickzahlen, Reichweiten und Nutzungsdaten in digitalen Produkten besser gemessen und ausgewertet werden können. Dies kann auch die Auswahl der Themen verändern.

Buschow sieht die Notwendigkeit verstärkter Forschung, um die Auswirkungen der Umstellung auf digitale Angebote besser zu verstehen. Welche Rolle spielen bestimmte Wandlungstreiber und -anreize in der Transition von Print zu Digital? Und wie verändert sich die Mediennutzung der Menschen, die nicht von Print zu Digital konvertieren, wenn die Printzeitung morgens nicht mehr geliefert wird? Buschow zufolge sollte sich die Journalismusforschung mit diesen Fragen künftig intensiver befassen.