In Zeiten von Cloud-Computing, Social Networking, 3D-Druck und Industrie 4.0 ergeben sich aus neuen Herausforderungen auch neue Formen des Managements: Digital Leadership ist der Schlüssel für eine erfolgreiche digitale Transformation. Doch was macht einen Digital Leader aus und wie können Frauen von dieser neuen Art der Führung profitieren?
„Digital Leadership erfordert Interaktionsmanagement im Netzwerk. Weibliche Führungskräfte sind erfolgreiche Beziehungsmanager.“
Anke Nehrenberg ist Geschäftsführerin der kommitment GmbH & Co. KG und Head of Digital Media Women Hamburg. Wir haben mit ihr über die Chancen von Digital Leadership in Unternehmen und für weibliche Führungskräfte gesprochen.
Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch die Digitalisierung und neue Führungsstile wie Digital Leadership für weibliche Führungskräfte?
„Ausgelöst durch Digitalisierung erleben wir eine Transformation, die Barrieren innerhalb von Organisationen und an den Unternehmensgrenzen auflöst: die klassische Prozesskette funktioniert nicht mehr, Unternehmen arbeiten interdisziplinär und in crossfunktionalen Teams zusammen. Diese Teams bilden oft gemeinsam mit Freelancern, externen Partnern, Beratern oder Agenturen ein Wertschöpfungsnetzwerk. Die Rollen, Aufgaben und Prozesse in diesem Netzwerk können sich viel besser an immer neue Aufgabenstellungen in einem sich verändernden (Markt-)Umfeld anpassen als tradierte statische Silos – und müssen das auch. Was spätestens jetzt klar wird: tradierte Strukturen und lineare Führung funktionieren darin nicht mehr. Schnittstellen müssen zu Nahtstellen werden. Das Managen der Beziehungen zwischen den Akteuren in diesem Netzwerk steht im Vordergrund. Digital Leadership beinhaltet im Kern ein wenig formalisierbares Beziehungsmanagement – das ist eine Stärke von weiblichen Führungskräften.“
Welche Rolle spielt ein funktionierendes Netzwerk für weibliche Digital Leader?
„Weil sich Unternehmensgrenzen auflösen, wird der Unternehmenskontext wichtiger: es entstehen fluide Organisationen. Erfolgreiche Digital Leader sind Teil eines funktionierenden Netzwerks: sie finden darin Know-how, Talente und kombinieren beides zu Innovation. Je größer und qualitativer das eigene Netzwerk ist, umso mehr profitieren Digital Leader von diesen positiven Netzwerkeffekten. Dabei gilt immer: geben und nehmen müssen die Balance halten: the more you give, the more you get. Hier zeigt sich, dass weibliche Digital Leader erfolgreich im Teilen sind.“
Warum sind Frauen die besseren Digital Leader?
„Zentral für das Managen von Interaktionen in digitalen Wertschöpfungsnetzwerken ist eine offene und inklusive Kommunikation. Die verschiedene Perspektiven einbindet, aus Fehlern lernen kann, und sich an der Wertschöpfung, nicht an Machtstrukturen orientiert. Solche Skills finden wir tendenziell eher bei weiblichen Leadern.“
Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass digitale Führungsstile die Chefetagen der Medienhäuser und großen Verlage weiblicher machen?
„Die Potentiale sind groß, die Chancen müssen aktiv gestaltet werden: Medienhäuser und große Verlage müssen ihre Strukturen verändern, wenn sie sich nicht nur digitalisieren, sondern auch transformieren wollen. In neuen crossfunktionalen, agilen Teams bekommen weibliche Nachwuchsführungskräfte eine neue Sichtbarkeit. Die aktuellen Führungsriegen müssen diese Talente fördern, um den Erfolg der Unternehmen in der Zukunft zu sichern.“
Welche Rolle spielt der digitale Wandel bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere?
„Der digitale Wandel löst nicht nur die Grenzen in und von Unternehmen auf, sondern auch zwischen Work und Life. Ortsunabhängiges Arbeiten, Home-Office oder Job-Sharing sind Möglichkeiten, die das möglich machen. Das kann sich positiv auf die Vereinbarkeit von Familie und Karriere auswirken, erfordert aber einen sehr verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Zeit und den Ressourcen.“
Was würden Sie weiblichen Führungskräften gern mit auf den Weg geben?
„Einfach mal machen. Sei eine gute Netzwerkerin. Sei echt. Sieh immer das große Ganze.“