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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / GASTGESPRÄCHE

“Wenn man es nicht versucht, wird man sich immer fragen, wie es gewesen wäre”

von CARINA SCHRÖDER am 04.05.2023

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Vor einigen Wochen wurde es bei den Studierenden des Digital- und Medienmanagement MBAs sportlich: Jonas Boldt hielt ein Gastgespräch an der HMS. Boldt ist der Sportvorstand des Hamburger Sport Vereins und gewährte uns während des Gesprächs einen Einblick in die Medienarbeit des HSV und seine bisherige, persönliche Laufbahn.

Der Weg zum HSV


Jonas Boldt wusste schon früh, dass es für ihn in die Sportbranche, vor allem aber in den Fußball gehen soll. Sein BWL-Studium mit Schwerpunkt Sportmanagement und Praktika bei Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern München ebneten dafür den Weg. Vor seinem Wechsel zum HSV war Boldt 15 Jahre lang bei Bayer 04 Leverkusen tätig. Nach seinem Einstieg als Scout bei Bayer, stieg er anschließend nach unterschiedlichen Stationen, etwa als Scout in Südamerika oder Assistenz von Sportdirektor Rudi Völler in das Management auf.

Die Frage, warum er sich dann entschied, Sportvorstand des HSVs zu werden, stellten sich auch einige Personen aus Jonas Umfeld. Sätze wie: “Du verbrennst dich” oder “Der HSV ist wie der Berliner Flughafen des Sports” konnten ihn allerdings nicht umstimmen. Er entschied sich dafür, das Risiko einzugehen und die Herausforderung anzunehmen. Denn wenn man etwas nicht versucht, so Boldt, wüsste man ja nie, wie es ausgegangen wäre.

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Das Gastgespräch wurde dann sehr interaktiv und Boldt gab den Studierenden die Chance, auch kritische Fragen zu stellen. Er gab einen kurzen Überblick in die Medienarbeit des HSVs und präsentierte Kennzahlen aus den sozialen Medien. Besonderen Wert legte Boldt auf das Feedback der Medienstudierenden, das er sich aktiv unter den Zuhörer:innen einholte, um in den gemeinsamen Austausch zu gehen.

Medienarbeit im Fußball, Früher vs. Heute:


Boldt sprach auch über die Entwicklung der Medien im Fußball, von der Rolle des Pressesprechers bis hin zu einem umfassenden Digital- und Medienmanagement im Profiklub. So betonte er auch die Wichtigkeit von Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und LinkedIn sowie Audio-Content wie Podcasts und Radio, um die Marke des HSV zu stärken.

Vor allem die ältere Zielgruppe hält noch an Print-Produkten fest, was für den HSV bedeutet, ein umso größeres Portfolio an Kanälen bespielen zu müssen, was einige Herausforderungen mit sich bringt. Jede Plattform muss unterschiedlich bespielt werden, und die Vereine müssen vor allem strategisch das gesamte Jahr abdecken, selbst wenn gerade der Spielbetrieb in der Pause ist. Auch die unterschiedlichen Interessen der Fans müssen berücksichtigt werden.

Sehr interessant waren Boldts Einblicke in die Arbeit mit den Spielern und der Presse, gingen kurz vor dem Gastgespräch doch einige Schlagzeilen über ein Autorennen auf dem Kiez von Spielern des HSV durch die Medien. Die Beziehung zur Presse sei in der Sportwelt besonders, da einerseits die Berichterstattung oft schnell negativ und reißerisch sein kann, jedoch Vereine die Presse auch brauchen, um Reichweite zu generieren und potentielle Fans zu erreichen.

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Ein weiteres Thema, das beim HSV gerade im Fokus steht, ist die Digitalisierung von Stadion-Prozessen und die HSV-App. In den USA sind beispielsweise die Stadien und Vereine deutlich digitaler und moderner ausgestattet. Die HSV App soll künftig eine größere Rolle spielen und den Fans mehr Möglichkeiten bieten, beispielsweise auch am Spieltag selbst. So ist eine Idee, die Bierbestellung via App direkt an den Platz zu ermöglichen. Auch hier besteht der Konflikt, dass die Urgesteine unter den Fans diese Neuerungen möglicherweise nicht schätzen, was bei Produktneuerungen immer mit überdacht werden muss.

Haltung zeigen und als Verein authentisch für die eigenen Werte einzustehen, ist für Boldt von großer Bedeutung: “Der Verein darf ruhig mal politisch mit einem Beispiel vorangehen”, so Boldt. Zuletzt hatte der HSV an der Aktion “Hamburg räumt auf” teilgenommen.

Das offene Gespräch mit Jonas Boldt wurde von allen Studierenden sehr positiv aufgenommen, und der Einblick in eine Branche, die wir alle höchstens aus Fan-Sicht kennen, war sehr informativ.

Vielen Dank Jonas, für deine Zeit und das Gespräch auf Augenhöhe!