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DIGITAL- UND MEDIENMANAGEMENT / FORSCHUNG

Wie eine anbieterübergreifende Plattform den Journalismus stärken kann

Studie

In einer gemeinsamen Studie mit Prof. Dr. Frank Lobigs, Lukas Erbrich und Jun.-Prof. Dr. Christopher Buschow hat sich Dr. Christian Wellbrock, Leiter Innovation & Studium im Digital- und Medienmanagement an der HMS, mit dem Potenzial kooperativer Journalismusplattformen auseinandergesetzt. In der Studie „Coopetition Is King“ der Landesanstalt für Medien NRW gehen die Wissenschaftler auch der Frage nach, was eine solche Plattform, auch oft das „Spotify für Journalismus“ genannt, für die Mediennutzer:innen bedeuten würde.

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Dr. Christian Wellbrock von der HMS

Paywalls schließen bestimmte Zielgruppen aus und schränken Themenvielfalt ein

Aktuell gibt es kein „Spotify für Journalismus“, wie wir es aus der Musikbranche kennen. Die Studie zeigt, dass es bei den vielen Einzelangeboten von Verlagen oft zu einer Verengung der Themen und Zielgruppen kommt. Insbesondere durch Paywalls werden journalistische Produkte vorwiegend für ein kaufkräftiges und thematisch spitzes Publikum produziert, während Themen von geringerem Interesse, aber beispielsweise hoher gesellschaftlicher Relevanz, vernachlässigt werden.

Plattform für Zielgruppen interessant, die bisher nicht erreicht werden


Eine anbieterübergreifende Plattform könnte hier Abhilfe schaffen. Durch die Kooperation verschiedener Verlage und Redaktionen wäre es möglich, nicht nur mehr Themen abzudecken, sondern auch spezifischer zu arbeiten. Die Themenvielfalt wäre deutlich höher und die Medien könnten insgesamt eine breitere Zielgruppe ansprechen als mit Einzelangeboten. Die Studie zeigt auch, dass insbesondere Gruppen, die nur eine geringe formale Bildung sowie kein bis kaum politisches Interesse beziehungsweise Medienvertrauen aufweisen, solch ein anbieterübergreifendes Bündel eher abonnieren würden als Einzelangebote.

Hohe Qualität und Themenrelevanz sowie einfache Handhabung als Schlüssel


Doch wie sieht es mit den Präferenzen und der Zahlungsbereitschaft der Nutzer:innen aus? Auch hier gibt die Studie Aufschluss. Es zeigt sich, dass deutlich mehr Menschen bereit wären, für journalistische Inhalte zu zahlen, wenn sie anbieterübergreifend zur Verfügung gestellt würden. Allerdings muss der Content qualitativ hochwertig und thematisch relevant sein. Dabei bevorzugt das Publikum ein breites Angebot an Themen und eine einfache Handhabung der Plattform.

Das sind unsere wichtigsten Learnings der Studie „Coopetition Is King“:

  1. Eine anbieterübergreifende, abonnementbasierte Plattform im digitalen Journalismus kann zu einer breiteren Themenvielfalt führen und somit eine breitere Zielgruppe ansprechen.
  2. Bei den Einzelangeboten von Verlagen besteht die Tendenz, sich auf Themen für ein kaufkräftiges, tendenziell weißes und liberales Publikum zu konzentrieren, was zu einer Vernachlässigung von Themen mit hoher gesamtgesellschaftlicher Relevanz führen kann.
  3. Eine kooperative Plattform ermöglicht es, verschiedene Zielgruppen anzusprechen, insbesondere solche, die bisher keinen oder nur geringen Zugang zu journalistischen Inhalten hatten.
  4. Eine einfache Handhabung der Plattform und ein breites Angebot an Themen sind wichtige Faktoren für Zahlungsbereitschaft der Nutzer:innen.
  5. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Anbietern kann dazu beitragen, die ökonomischen Potentiale des digitalen Journalismus besser auszuschöpfen und die Medienlandschaft insgesamt zu stärken.


Die Studie ist hier nachzulesen.

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