Köpfe
Nadiia Khatymlianska
Absolventin Regie 2024
Obwohl es in ihrer Heimatstadt Kyjiw kein Meer gibt, träumte Nadiia von Kindheit an Seefahrerin zu werden. Zu Silvester hat sie sich deswegen verkleidet - Großvaters Matrosenhemd, Taucherbrille und ein verwegener Schnurrbart. Im Theaterstudio merkte Nadiia bald, dass sie keine Szenen spielte, sondern diese inszenierte. Nach der Schule studierte sie dann Sprache und Literatur. Danach nahm sie ein Jahr lang kein Buch in die Hand und ging ans Meer - für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven. Dort drehte sie auch ihre ersten Werke. Nach ihrer Rückkehr nach Kiew studierte Nadiia Regie an zwei Filmschulen: es entstanden mehrere Kurz- und Dokumentarfilme. Sie lernte, dass die Sprache des Kinos für sie wie eine vergessene Muttersprache ist. Und sie traf Menschen, die wie Schiffe aussahen. Diese Begegnungen wurden auf dem 35mm-Film ihres Bewusstseins festgehalten. Aber sie konnte ihr Studium nicht beenden, denn der Krieg begann. Jetzt lernt Nadiia an der HMS diesen Film zu entwickeln und ins Kino zu projizieren. In ihm spiegelt sich die Schönheit und Hässlichkeit dieser Welt wieder. Obwohl das Schiff beschädigt ist, Masten fehlen, Segel zerrissen und halb unter Wasser sind, segelt es weiter - auch wenn es gegen den Strom schwimmen muss.